24
Wesentlichen Aenderungen erfahren wird. An das Wort
von dem Abbau des Zolltarifs, das auch bei
uns aufgeflattert i st. glaube ich nicht." Auf
geflattert! Ich weiß nicht, in welchem Stockwerk der Herr
Kammerpräsident wohnt, daß er das Wort nicht deutlich ge
hört hat, das wir seit Jahren aussprcchen, ausrufen, hinaus
schreien, ja in die Welt brüllen, da man uns taube Ohren
vortäuschen will. Wenn die Herren Industriellen schon nicht
die Zeichen der Zeit verstehen, nicht die Stufe unserer wirt
schaftlichen Entwicklung erfassen, so wollen wir uns wenden
an ihren kaufmännischen Kalkül und wollen sie einfach
fragen, >vie sie als industrielle Unternehmer auf ihre Rech
nung kommen wollen.
Der Ruin des inneren Marktes.
Es ist klar, daß die Verteuerung der Lebensmittel den
Haushalt des Arbeiters umgestaltet hat. Ich rechne dabei
nicht so sehr mit der Verteuerung des einzelnen Artikels
und der absoluten Konsumeinschränkung, die schon traurig
genug ist und Lohnerhöhungen erzwingt. Ich beziehe mich
auf die statistischen Untersuchungen, die seit den Siebziger-
jahren von verschiedenen Gelehrten, Ernst Engel voran, an
gestellt worden sind. Die jüngste Untersuchung des Deutschen
statistischen Reichsamtes in Bezug auf tausend Haus
halte von minder bemittelten Familien beweisen: je teurer
die Waren werden, oder anders ausgedrückt, je geringer die
Reallöhne, ein um so größerer Teil des Lohnes wird aus
gegeben für die Befriedigung der allergewöhnlichiten Bedürf
nisse nach Nahrung. Gerade die höheren Bedürfnisse, die nach
Jnduftriewarcn. werden unterdrückt! Populär ausgedrückt:
Wenn die Arbeiter den größten Teil ihres Lohnes verwenden
müssen, um ihre Magenwände mit Kartoffeln vollzustopfen,
dann können sie keine Kleider, keine Wäsche, keine Möbel,
keine Papierwaren mehr kaufen und darunter leidet die
Industrie! (Sehr richtig!) Der beste Markt der In
dustrie ist die Industrie selb st. Die frühere Auf
fassung, daß die Industrie die Landwirtschaft versorge, das
trifft in Oesterreich schon lange nicht mehr zu! Mehr als
50 Prozent der Erwerbenden sind ja nicht mehr in der Land
wirtschaft tätig und dieser Volkstcil bcharrt auf einem nie
drigen Bedürfnisniveau. Von den in der Landwirtschaft
Tätigen ist nur ein sehr kleiner Teil auch landwirtschaftlicher
Produzent. Auch das Inventar der Landwirtschaft stellt nicht
hohe, wachsende Werte dar. Infolgedessen ist die Frage der