Full text: Die Aera Hohenblum - der Ruin unserer Staats- und Volkswirtschaft!

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Wesentlichen Aenderungen erfahren wird. An das Wort 
von dem Abbau des Zolltarifs, das auch bei 
uns aufgeflattert i st. glaube ich nicht." Auf 
geflattert! Ich weiß nicht, in welchem Stockwerk der Herr 
Kammerpräsident wohnt, daß er das Wort nicht deutlich ge 
hört hat, das wir seit Jahren aussprcchen, ausrufen, hinaus 
schreien, ja in die Welt brüllen, da man uns taube Ohren 
vortäuschen will. Wenn die Herren Industriellen schon nicht 
die Zeichen der Zeit verstehen, nicht die Stufe unserer wirt 
schaftlichen Entwicklung erfassen, so wollen wir uns wenden 
an ihren kaufmännischen Kalkül und wollen sie einfach 
fragen, >vie sie als industrielle Unternehmer auf ihre Rech 
nung kommen wollen. 
Der Ruin des inneren Marktes. 
Es ist klar, daß die Verteuerung der Lebensmittel den 
Haushalt des Arbeiters umgestaltet hat. Ich rechne dabei 
nicht so sehr mit der Verteuerung des einzelnen Artikels 
und der absoluten Konsumeinschränkung, die schon traurig 
genug ist und Lohnerhöhungen erzwingt. Ich beziehe mich 
auf die statistischen Untersuchungen, die seit den Siebziger- 
jahren von verschiedenen Gelehrten, Ernst Engel voran, an 
gestellt worden sind. Die jüngste Untersuchung des Deutschen 
statistischen Reichsamtes in Bezug auf tausend Haus 
halte von minder bemittelten Familien beweisen: je teurer 
die Waren werden, oder anders ausgedrückt, je geringer die 
Reallöhne, ein um so größerer Teil des Lohnes wird aus 
gegeben für die Befriedigung der allergewöhnlichiten Bedürf 
nisse nach Nahrung. Gerade die höheren Bedürfnisse, die nach 
Jnduftriewarcn. werden unterdrückt! Populär ausgedrückt: 
Wenn die Arbeiter den größten Teil ihres Lohnes verwenden 
müssen, um ihre Magenwände mit Kartoffeln vollzustopfen, 
dann können sie keine Kleider, keine Wäsche, keine Möbel, 
keine Papierwaren mehr kaufen und darunter leidet die 
Industrie! (Sehr richtig!) Der beste Markt der In 
dustrie ist die Industrie selb st. Die frühere Auf 
fassung, daß die Industrie die Landwirtschaft versorge, das 
trifft in Oesterreich schon lange nicht mehr zu! Mehr als 
50 Prozent der Erwerbenden sind ja nicht mehr in der Land 
wirtschaft tätig und dieser Volkstcil bcharrt auf einem nie 
drigen Bedürfnisniveau. Von den in der Landwirtschaft 
Tätigen ist nur ein sehr kleiner Teil auch landwirtschaftlicher 
Produzent. Auch das Inventar der Landwirtschaft stellt nicht 
hohe, wachsende Werte dar. Infolgedessen ist die Frage der
	        
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