Full text: Das Retablissement Ost- und Westpreußens unter der Mitwirkung und Leitung Theodors von Schön

Schl-ch. 
Die Verwaltung Ost- und Westpreußens nach den Napoleonischen 
Kriegen steht in einem deutlichen und gerade von Schön auch lebhaft 
empfundenen Gegensatz zu den Methoden des Retablissements, wie sie 
Friedrich Wilhelm I. und Friedrich der Große bevorzugten. Dabei gehört 
gerade Schön zu den Wenigen seiner Zeit, die die Bedeutung Friedrich 
Wilhelms I. zu würdigen wußten. Hatte er doch in Lithauen den Erfolg 
des Schaffens von Preußens „größtem inneren König", wie er ihn nannte, 
leibhaftig vor Augen. Gegen Friedrich den Großen aber, dessen innere 
Politik nur ein Ausbau des Werkes seines Vaters war, verhielt er sich 
kritisch wie die meisten Reformer. In der Schul- und Kirchenpolitik zwar 
hat er sich mit Vorliebe auf die friderizianischen Traditionen berufen, 
wirtschaftspolitisch aber hielt er sie für veraltet. Das Ideal des freien Wett 
bewerbs, wie es ihm vorschwebte, war ja gerade als Gegenwirkung gegen 
den Merkantilismus des achtzehnten Jahrhunderts entstanden. Institutionen 
wie die Landschaft und das Magazinsystem hat Schön immer mit Miß 
trauen betrachtet. Er hat in den Bauernschutz die Bresche schlagen helfen 
l>nd die innere Kolonisation abgelehnt. Die Jndustrialisierungspolitik, die 
wan auch nach dem Napoleonischen Krieg als ein Heilmittel für Ostpreußen 
empfahlft, hat nach Schöns Meinung nur Treibhausprodukte geschaffen. 
Für die großen Leistungen des Merkantilismus auf dem Gebiete der 
wirtschaftlichen und sozialen Organisation hatte Schön keinen Sinn. Er 
verurteilte in ihm die Tendenz, den Untertanen ans Gängelband zu nehmen, 
und ihm bestimmte Ideen und wirtschaftliche Interessen „einimpfen" zu 
wollen. Wenn Friedrich der Große den Bauern seine Landdragoner auft 
Feld schickte, um sie zu wirtschaftlichen Verbesserungen anzuhalten, so lehnte 
Schön dies System der väterlichen Bevormundung durch den Staat 
ab, nicht nur aus wirtschaftspolitischem Doktrinarismus, sondern aus 
innerster, sittlicher Überzeugung. Das Vertrauen in die Selbsthilfe der 
y So Borgstede und Boyen (Meinecke 2, 424). 
7*
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.