Full text: Das Retablissement Ost- und Westpreußens unter der Mitwirkung und Leitung Theodors von Schön

Der Geschichtsschreibung stellte Schön die Aufgabe, den „Notizen 
wust" Nebensache sein zu lassen und „konstruierte", d. h. unter bestimmten 
philosophischen Ideen zusammengefaßte, Bilder zu liefern. So wenig diese 
Forderung den Zielen der Geschichtswissenschaft entspricht, den berechtigten 
Kern in ihr wollen wir doch nicht verkennen —, berechtigt, zumal sie gestellt 
ist im Hinblick auf das Buch von Pertz über Stein, das jeder Einheit er 
mangelt. Sie mahnt uns, in Schöns eigenem Leben den inneren Zu 
sammenhang nicht zu übersehen, und hat gerade für seine Biographie wegen 
der systematischen Geschlossenheit seiner Anschauungen mehr Geltung als 
in anderen Fällen. Als Leistung aus einem Gusse will auch sein Werk in 
Ost- und Westpreußen verstanden sein. Schöns Handlungen beim Wieder 
aufbau der Provinzen entspringen einer sittlichen Gesinnung, die Hohes 
fordert und die Härte nicht immer vermeidet. Wenn wir diesen Geist seines 
Wirkens zur Anschauung zu bringen suchen, soweit die Tatsachen ihn er 
kennen lassen, werden wir vielleicht in etwas auch den eigenen Wünschen 
des Mannes, mit dem wir uns beschäftigen, gerecht. 
Über den einst hochgefeierten Oberpräsidenten sind heute gerade in 
Ostpreußen mancherlei Legenden im Umlauf. Wenn die Anklagen, die 
gegen ihn erhoben werden, unter dem Zeugnis der Akten vielfach zusammen 
schrumpfen, so war es doch mein Bestreben, das Für und Wider abzuwägen, 
und eine apologetische Tendenz liegt mir gänzlich fern. 
Ich habe mich bei der Aktendurchsicht auf die Fragen der wirtschaftlichen 
Wiederherstellung beschränkt und bin der Schulpolitik Schöns, die nament 
lich in Westpreußen durchaus im Dienste des Retablissements stand, nicht 
nachgegangen. Sie dürfte nur im Zusammenhang seiner Kirchen- und 
Nationalitätenpolitik zu schildern sein. 
Der Rohstoff der Arbeit hätte in verhältnismäßig so kurzer Zeit nicht 
gewonnen werden können, wenn mir nicht von vielen Seiten freundliche 
Unterstützung gewährt worden wäre, für die ich hiermit meinen Dank ab 
statte. Seine Exzellenz der Herr Oberpräsident von Batocki hat mir 
überall die Wege geebnet und die Arbeit dauernd mit persönlicher An 
regung und Anteilnahme begleitet. Herr Professor Brackmann in 
Königsberg, unter dessen besonderer Obhut das Unternehmen stand, hat 
weder Mühe noch Zeitaufwand gescheut, um es zu fördern, und seiner 
gütigen Vermittlung verdanke ich viel. Der freundlichen Fürsorge des 
Herrn Oberpräsidenten entsprang der Vorschlag, mir für die Archivreise 
eine Hilfskraft zur Seite zu geben. Die Wahl einer geeigneten Per 
sönlichkeit fiel mir trotz des Krieges nicht schwer, da eine zu steter Mit 
arbeiterschaft bereite Fachgenossin mir lebenslänglich zur Seite steht; ohne 
ihre tatkräftige Unterstützung hätte ich nicht so reichen Ertrag in die heimischen 
Scheuern bringen können.
	        
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