Totalansicht der Brauerei F. A. Ulrich, Leipzig, Windmühlenstraße 32. (Nach einem Aquarell.)
F. A. (Ulrich, Leipzig.
Soviel die Deutschen sich sonst durch die Mode beeinflussen lassen: in einem sind sie durch die Jahr-
| tausende fest geblieben, in der Erkenntnis der edlen Beschaffenheit des Bieres als Nalirungs- und
s,
1 j Genußmittel.
Die Germanen
haben dem Biere die Zu
neigung bewahrt, die sie
ihm seit Tacitus’ Zeiten
entgegenbrachten, und
man hat aus dieser Treue
sogar schließen wollen,
daß die Bierbrauerei eine
deutsche Erfindung ge
wesen sei. Diese An
nahme ist aber nicht er
wiesen, denn wer zuerst
gelehrt hat, aus Gerste
Bier zu brauen, ist un
bekannt geblieben, und
nur das steht fest, daß
der sagenhafte Gambrinus
nicht der Erfinder der
Brauerei gewesen ist.
Die ersten Nach
richten über einen aus
Gerste bereiteten, gegore
nen Trank, der — da
Hopfen noch unbekannt
war — mit bitteren Eich-
tenknospen gewürzt wurde,
finden sich im Papyrus An-
astasi IV, im ägyptischen
Totenbuch und in anderen
Schriften des Pyramiden
reiches. Bestätigt wird
die Kenntnis der Bier
brauerei bei den Ägyptern
durch Stellen im Talmud
und bei Herodot. „Die
den Gerstensaft genießen,
werden so fröhlich, daß
sie singen und tanzen“,
schreibt ein Schriftsteller
des Altertums, und in
Alexandria spielte die
Bierbrauerei bereits eine
so wichtige Rolle, daß
sich die Bevölkerung, wie
Chrysostomos berichtet,
zu Tumulten hinreißen
ließ, wenn die Brauer
den Bierpreis erhöhten,
ganz wie seinerzeit in
Bayern, wo es bekannt
lich auch wegen der