Zehntes Kapitel
Die Zukunft der Goldwährung?
haben bisher gesehen, daß eine Hebung unserer Valuta
auf den früheren Stand, wenn sie überhaupt möglich, jeden
falls von der Rückkehr zur Goldwährung unabhängig ist, ja daß
eine Verwendung von etwa 2 Milliarden Mark unseres Gold
bestandes, weit entfernt, ihr zu schaden, sie zweifellos erheblich er
leichtern würde. Eine solche Verwendung unseres Goldbestandes
ist aber nur möglich, wenn wir, einstweilen wenigstens, auf die Gold
einlösungspflicht der Banknoten im inneren Verkehr verzichten
und auch die doch schon außer acht gelassene Vorschrift der Drittels-
deckung in Gold ausdrücklich aufheben. Ersteres braucht uns gar
nicht zu beschäftigen; wir werden zu jenem Verzicht gezwungen.
Denn solange unsere Valuta so gesunken ist, können wir an die Ein
lösung der Banknoten gar nicht denken, es müssen also die Bc-
ftimmungen über ihre Aufhebung in Kraft bleiben.
Letzteres aber, die formelle Aufhebung der jetzt schon durch
brochenen Deckungsvorschriften, sollte gleich nach Friedensschluß
geschehen. Das wäre der richtige psychologische Moment, diesen
notwendigen Schritt zu tun. Sobald der Friedensschluß oder auch
nur ein allgemeiner Waffenstillstand in Aussicht steht, sollte die
Regierung einen großzügigen Feldzug zur Hebung unserer Valuta
einleiten. Den» wie die Erfahrung mehrfach gezeigt hat, spielen
psychologische Gesichtspunkte bei der Kursgestaltung heute eine
große Rolle, und wenn sie, wie oben ausgeführt, in der ersten Kriegs
zeit für uns ungünstig waren, so werden sie, sobald auch nur ein
leidlicher Friede für uns in Aussicht steht, zu unseren Gunsten
wirken. Das muß durch eine geschickte Geldpolitik ausgenutzt und
verstärkt werden. Wir hüben schon mehrfach bei Friedensgerüchten
oder Waffenstillstandsvorschlägen ein mehrprozentiges Steigen
unserer Valuta erlebt. Es sollte int geeigneten Moment durch
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