Full text: Die Lehren des Marxismus im Lichte der russischen Revolution

des Kapitalismus entstehen müsse, teils als Postulate der 
sozialen Klasse, die den Sozialismus in die Tat umsetzen 
30ll, d.h. des Industrieproletariats. 
Diese Grundlinien könnten folgendermaßen gekennzeichnet 
werden: Der marxistische Sozialismus ist vor allem kein 
Sozialismus kleiner Gemeinden, sondern ein Sozialismus 
ım großen Stile, im Rahmen eines Staates, einer Nation. 
Dieser Sozialismus lehnt den Markt und die Marktpreise als 
Regulatoren: der Produktion bzw. der Verteilung der Pro- 
duktionskräfte grundsätzlich ab. Diese Regulierungsmethoden 
der kapitalistischen Wirtschaft erscheinen, vom Standpunkte 
des Marxismus gesehen, als unhaltbar; immer wieder betont 
der Marxismus die „Anarchie der kapitalistischen Produk- 
ionsweise‘‘, die unvermeidlich zu periodischen Krisen führe. 
Und eben diese Anarchie betrachtet er als einen der größten 
Nachteile des Kapitalismus, den zu überwinden der So- 
zialismus. berufen sei. Im Vergleich mit dem Kapitalismus 
arscheint ihm der Sozialismus als die vollkommenste Form 
volkswirtschaftlicher Organisation. Der Sozialismus leite 
lie Wirtschaft nach einem einheitlichen Staatsplan, der auf 
den Grundlagen der Statistik beruht. Gleich.den Marktpreisen 
düßen ferner auch die anderen Grundkategorien der kapitali: 
schen Wirtschaft unter der Herrschaft des Sozialismus ihre 
Bedeutung ein; in der sozialistischen Gesellschaft gebe es 
keinen Arbeitslohn, keinen Profit, keine Rente, denn alle 
arbeiten hier und erhalten das Produkt ihrer Arbeit ohne 
Abzug irgendwelcher Einkommensarten, die nicht auf werk- 
‘ätiger Arbeit beruhen. Die sozialistische Gesellschaft an- 
erkenne die Produktionskosten nur in der einzigen Form 
des Arbeitsaufwandes; die Quantität dieses Aufwandes wird 
nach der Zeit, die sie erfordert, bemessen. Die Arbeit und 
nichts als die Arbeit sei selbst in der kapitalistischen Gesell- 
schaft die einzige wertschaffende Kraft, — so behauptet Marx 
im ersten Bande des „Kapitals‘“; desto mehr trifft diese Be- 
hauptung für die sozialistische Wirtschaftsordnung zu. Die 
Verteilung der Wirtschaftsgüter muß in der sozialistischen 
Gesellschaft gemäß dem Prinzip der Gleichheit geschehen: 
ist die Freiheit die Leitformel der Bourgeoisie, so ist die 
Gleichheit die Losung des gewerblichen Proletariats. Um 
lieser Losung willen vollziehe es ja die große soziale Um- 
wälzung. 
Das sind also die leitenden Ideen des marxistischen So-
	        
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