Full text: Die Lehren des Marxismus im Lichte der russischen Revolution

klingen‘ mögen, der angeblich zum ersten Male Wahrheiten 
entdeckt, die in der Wirtschaftswissenschaft schon längst. 
feststehen, — das Problem der Regelung der sozialistischen 
Wirtschaft ist von ihm richtig erkannt worden. 
Nur ist er, im Gegensatz zu uns, davon überzeugt, daß es 
durchaus möglich sei, die Wirtschaft ohne Fühlungnahme 
mit dem Markte zu regulieren. Er macht sich vielmehr an- 
heischig, die Nützlichkeit der Wirtschaftsgüter a priori zu 
errechnen mit Hilfe der von der Wahrscheinlichkeitstheorie 
her bekannten Formel Daniel Bernoullis über die. sog. mora- 
lische Erwartung... Er übersieht dabei, daß diese Formel 
sich auf das Geld, d. h. das abstrakte Äquivalent aller Wirt- 
schaftsgüter bezieht. Hingegen wäre es wohl Daniel Ber- 
noulli nie eingefallen, daß jemand seine Formel dazu .be- 
nutzen könnte, das Sinken des Wertes konkreter Wirtschafts- 
züter, wie Brot, Milch, Holz, Mäntel oder Gummischuhe, 
je nach ihrer Menge zu errechnen. Das Problem der Er- 
forschung der Gesetze, die den Konsum all dieser Güter 
beherrschen, ist erst vor kurzem aufgestellt worden, und es 
ist noch wenig zu seiner Lösung getan. Jedenfalls wissen 
wir aber soviel, daß die Bedarfsintensität für jedes Wirt- 
schaftsgut ihre eigentümliche Gesetzmäßigkeit aufweist, daß 
es Wirtschaftsgüter mit elastischer und unelastischer Nach- 
frage gibt und daß die Zusammenhänge zwischen der Nütz- 
lichkeit der Wirtschaftsgüter und ihrer Menge sich nicht 
durch eine. einfache Formel umfassen lassen. Ferner hat 
aber Strumilin es unterlassen, nachzuweisen, in welcher 
Weise er die Nützlichkeit verschiedener Wirtschaftsgüter 
auf eine Einheit. bringen will; hier wird man also Koeffi- 
zienten einführen müssen, die man, ebenso wie die Koeffi- 
zienten beim Vergleich qualifizierter und: unqualifizierter 
Arbeit, eben deshalb als „gewisse“ bezeichnen wird, weil sie 
angewiß sind. 
Wir wundern uns deshalb nicht, daß unsere Staatsgewalt, 
die, dem Vorschlage Strumilins folgend, die Arbeitsaufwert- 
rechnung obligatorisch einführte, dennoch nicht erst das 
Resultat dieser Wertrechnungen abwartete, ja sich nicht 
einmal der Formel Bernoullis bediente, um die Nützlichkeit 
der zu produzierenden Wirtschaftsgüter a priori zu be- 
stimmen, sondern in dem Wunsche, die Staatsunternehmun- 
gen in Ordnung zu bringen, diesen die Anweisung gab, sich 
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