Full text: Die Lehren des Marxismus im Lichte der russischen Revolution

ster Betriebsformen auf den Gipfel zu erheben und eine 
Harmonie zwischen der Produktion und den Bedürfnissen 
der Gesellschaft zu erzielen, die dem Kapitalismus uner- 
reichbar bleibt. Spricht doch der Marxismus, wie wir bereits 
erwähnten, wiederholt von der „Anarchie der kapitalisti- 
schen Produktion‘, die zu überwinden er sich anheischig 
macht. 
Die kapitalistische Wirtschaft entstand im Wege eines 
natürlichen Entwicklungsprozesses; sie besitzt kein Subjekt, 
das sie nach einem bestimmten Plane führe. Gewiß, die 
Staatsgewalt treibt in kapitalistischen Ländern Wirtschafts- 
politik. Allein diese besteht — wenn wir von exzeptionellen 
Fällen absehen — lediglich in partiellen Maßnahmen der Ein- 
wirkung auf die Volkswirtschaft und verfolgt nicht den 
Zweck, das privatwirtschaftliche Interesse und die Privat- 
initiative aus ihrer entscheidenden Rolle zu verdrängen. So- 
fern läßt sich von einer „Anarchie der kapitalistischen Pro- 
duktion‘“ sprechen. 
Allein diese „Anarchie‘‘, d. h. der Mangel einer die sozia- 
ten Beziehungen regelnden Gewalt, bedeutet nicht notwen- 
dig, daß diese Beziehungen sich im chaotischen Zustande 
befinden. In Wahrheit besitzt denn auch der Kapitalismus 
gewisse regulative Kräfte, und diese wirken deutlich und 
zwingend genug. Die kapitalistische Produktion wird näm- 
lich von den Marktpreisen geregelt. 
Der Kapitalismus ist ein Regime der freien Konkurrenz, 
die ihren Ausdruck sowohl auf dem Markte der Verbrauchs- 
güter als auf dem der Produktionsmittel findet. Die freie 
Konkurrenz der Konsumenten, die bestrebt sind, ihre Be- 
dürfnisse am vorteilhaftesten zu befriedigen und die freie 
Konkurrenz der Produzenten, die auf dem Markte eine be- 
stimmte Warenmenge zu realisieren suchen, hat zur Folge, 
daß der Preis der einzelnen Verbrauchsgüter einen be- 
stimmten Stand erreicht, auf dem Angebot und Nachfrage 
sich ausbalancieren. Dieser Preis entspricht dem Grenz- 
nutzen, den die betreffenden Wirtschaftsgüter für die Ge- 
sellschaft als Ganzes darstellen; seine Höhe wird von der 
subjektiven Wertschätzung und der Kaufkraft aller Mit- 
glieder der Gesellschaft bestimmt. 
Die Preise reagieren empfindlich auf jede Veränderung des 
Angebots und der Nachfrage, ebenso wie das Zünglein einer 
genauen Wage auf jede Veränderung in der Belastung der 
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