Full text: Die Lehren des Marxismus im Lichte der russischen Revolution

los stets Lebensmittel finden für die, die das Erdöl gewinnen. 
Ebenso wird der Einkäufer der Fischernetze stets das den 
Heimarbeitern notwendige Material auftreiben; schlimmsten- 
falls wird er einen Goldrubel mehr für einen Pud Hanf be- 
zahlen, den der Fischereibesitzer von Astrachan ihm natür- 
lich zurückerstatten wird. 
Dieser Unterschied ist naturgemäß nicht etwa dadurch be- 
dingt, daß die Wirtschaftsleiter in der kapitalischen Gesell- 
schaft intelligenter und gewissenhafter sind als die Ange- 
stellten des Obersten Volkswirtschaftsrates, sondern da- 
durch, daß in beiden Fällen die Formen. der wirtschaftlichen 
Organisation prinzipiell verschieden sind. Es stellt sich 
nämlich heraus, daß die sozialistische Wirtschaft 
in Wirklichkeit eines Mechanismus zur Koordinie- 
rung jeder einzelnen Produktion mit der Volks- 
wirtschaft vollkommen ermangelt. 
Daher geschah es denn auch, daß nur jene Unternehmun- 
gen in der Sowjetrepublik sich ihre Lebensfähigkeit erhalten 
haben, die trotz der ganz erheblichen Gegnerschaft der Wirt- 
schaftszentralen im Kontakt mit dem freien Markte verblieben 
und sich selbst um die eigene Versorgung kümmerten, ohne 
sich auf die Gnade der Zentralen zu verlassen. Mehr noch; 
eben diese Betriebe, die nicht von staatswegen aus dem 
„gemeinsamen Kochtopf“ gespeist wurden, gaben dem Staate 
mehr ab als die Betriebe, die bei ihm in voller Kost standen, 
Nun könnte man vielleicht folgendes einwenden: Weist 
denn der Kapitalismus selbst nicht eine Tendenz zur Zen- 
tralisation auf? Und schreitet nicht der Sozialismus im 
Grunde genommen nur auf demselben Wege fort, den bereits 
der Kapitalismus eingeschlagen hat? — In der Tat; die Stan- 
dard Oil Company verfügt über das ganze Erdöl der Ver- 
einigten Staaten und der Stahltrust über deren ganze Metal- 
lurgie. Nicht umsonst ist denn auch, in Nachahmung des 
amerikanischen Vorbilds, das Wort „Trust“ zu einem Lieb- 
lingswort in unserer sozialistischen Praxis geworden. Allein 
zwischen dem kapitalistischen und dem sozialistischen Trust 
bleibt ein grundsätzlicher organisatorischer Unterschied be- 
stehen. Der kapitalistische Trust orientiert sich immerhin 
nach dem Absatzmarkt, der sozialistische negiert diesen. Der 
kapitalistische Trust realisiert seine Erzeugnisse auf dem 
Markte und dingt in freiem Wettbewerb mit anderen Unter- 
nehmungen Arbeiter, kauft Motoren, Werkzeuge, Metalle 
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