Full text: Weltwirtschaftliche und politische Erdkunde

100 ERSTER TEIL: GEOGRAPHISCHE GÜTERLEHRE 
Erntejahre 1927/28 den Betrag von 16,2 Mill. t erreichte. Aber auch alle 
anderen tropischen und feucht-subtropischen Länder erzeugen größere 
oder kleinere Mengen davon. Besonders sind noch die Philippinen, 
Hawaii, Porto Rico, Haiti, Brasilien und Japan mit Formosa hervor- 
zuheben. Den Anteil der einzelnen Gebiete, unter denen sich auffallend 
viele Inseln befinden, gibt die umstehende Abb. 70 wieder. Danach 
erzeugt die Insel Kuba allein etwa ein Viertel der Rohrzuckerwelternte. 
Europa ist an der Erzeugung des Rohrzuckers, abgesehen von ganz 
kleinen Mengen in Spanien, nicht beteiligt. — Dafür liefert es von 
der Welternte des Rübenzuckers (1927/28: 9,1 Mill. t) fast neun Zehntel. 
Deutschland stand zwar nicht hinsichtlich der Anbaufläche, aber 
hinsichtlich der Zuckergewinnung immer obenan. Sein Hauptrüben- 
gebiet liegt in Mitteldeutschland zwischen Weser und Elbe. Das Kern- 
revier ist die Börde, Magdeburg auch der größte Rüben- und Zucker- 
markt. Doch auch in Schlesien, an der unteren Oder, im Weichsel- 
delta, in Vorpommern und im nördlichen Rheinland werden viel 
Rüben auf schwerem Boden gebaut. Die nächstwichtigen Produzenten 
sind Rußland, das sein wichtigstes Erzeugungsgebiet in der Ukraine 
besitzt, und die Tschechoslowakei, die in Nordböhmen und den 
Niederungen Schlesiens und Mährens große Mengen erbaut. Unter den 
anderen europäischen Staaten sind Nordfrankreich, Polen, Belgien und 
die Niederlande, Italien und Spanien noch Rübenländer von Bedeutung. 
In dem viel Zucker verbrauchenden England ist das niederschlagsreiche 
Klima dem Rübenbau ungünstig. Die außerhalb Europas erzeugten 
Rübenzuckermengen entfallen fast ausschließlich auf die Vereinigten 
Staaten, wo der Rübenbau im Seengebiet, besonders südlich des 
Huronsees, und — unter Zuhilfenahme künstlicher Bewässerung — in 
den vier „Irrigation-States“ des Westens: Colorado, Utah, Idaho, Kali- 
fornien seine Hauptgebiete hat!. 
Rohr- und Rübenzucker liegen seit dem Aufschwung der Rübenkultur mit- 
einander in scharfem Wettkampf, aus dem zunächst der Rübenzucker als Sieger 
hervorging. Diesen Sieg verdankte er nicht zuletzt der deutschen Wissenschaft, 
die den Anstoß zur Verbesserung der Anbau- und Verarbeitungsmethoden und 
zur wesentlichen Erhöhung des Zuckergehaltes der Rüben durch Zucht gab, 
In den fünfziger. Jahren war sein Anteil an der Gesamtzuckergewinnung 14%, 
stieg Ende der sechziger Jahre auf ein Drittel, Anfang der neunziger Jahre auf 
mehr als die Hälfte und um die Jahrhundertwende auf nahezu zwei Drittel 
der Welterzeugung. Dann aber nahm infolge Erweiterung des Zuckerrohranbaus 
in den Tropen, namentlich auf Kuba und Hawaii, und durch Einführung 
maschineller Verarbeitung die Rohrzuckererzeugung schneller zu als die des 
Rübenzuckers, und schon in den letzten Jahren vor dem Kriege hatte der Rohr- 
zucker den Vorsprung des Rübenzuckers eingeholt und war wieder an erste Stelle 
gerückt. Diese Entwicklung, die durch den Umstand begünstigt wurde, daß 
das Zuckerrohr von Natur einen größeren Zuckergehalt besitzt als die Rübe, 
dauerte naturgemäß während der Kriegsjahre und nach diesen in noch stärkerem 
Maße fort. Im Jahre 1919/20 betrug der Anteil des Rohrzuckers an der Welt- 
erzeugung 78%. In den letzten Jahren ist die während des Krieges in Europa 
erheblich zurückgegangene Rübenzuckergewinnung wieder auf einige dreißig 
1 Auffallend ist das ungefähre Zusammenfallen des amerikanischen Rübengebietes mit der 
Nachbarschaft der 70° F (rund 21° C) = Isotherme des Juli.
	        
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