[22 ERSTER TEIL: GEOGRAPHISCHE GÜTERLEHRE
100. Der rheinisch.
westfälische Stein:
kohlenbezirk.
Das untenstehende Pro:
fil zeigt entlang des
Schnittes A-—B der
Karte die Muldenbil
dung der produktiven
Steinkohlenschichten
(schwarz), die nord:
wärts immer tiefer
sinken. Daraus folgt
die Gliederung des Ge-
bietes in eine Schacht-
zone (I), eine Bohr-
lochzone (II) und eine
noch unaufgeschlossene
Zone (IID).
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und nordfranzösischen Lagern. Von ihm erhalten West- und Mittel-
deutschland und ein großer Teil Süddeutschlands ihre Kohle. Auf der
Ruhrkohle ist eines der gewaltigsten Industriezentren der Welt, nament-
lich für Textilindustrie und Kisenverarbeitung, erwachsen, ein Gebiet
von ungeheurer Bevölkerungsanhäufung und Verkehrsentwicklung. Da
die Kohlenflöze im Süden des Gebietes verhältnismäßig wenig tief
liegen, nach Norden sich aber senken, begann der Abbau im Süden
und schritt allmählich nach Norden fort, damit auch die Industriali-
sierung, die Bevölkerungs- und Verkehrsdichte. Heute sind nur noch
wenig Schächte südlich der Ruhr in Betrieb, dagegen liegt jetzt der
Schwerpunkt nördlich dieses Flusses, und die nördlichsten Schächte
sind gegenwärtig bis nahe an die Lippelinie vorgedrungen.
Das zweitwichtigste Kohlenlager Deutschlands ist das oberschle-
sische, das auch nach Polen, Mähren und Galizien übergreift, auf
deutschem Boden vor dem Kriege fast ein Viertel unserer Produktion
hervorbrachte und Ostdeutschland einschließlich Berlins mit Kohle ver-
sorgt. Sein Anteil an der deutschen Steinkohlenförderung beläuft sich
heute nur noch auf etwa 12%. An dritter Stelle steht das Saar-
becken, das südlichste der deutschen Steinkohlenlager, mit gegen-
wärtig reichlich 8%: der deutschen Gesamtförderung. Durch den Ver-
sailler Vertrag haben wir das Saarbecken für fünfzehn Jahre (bis 1932)
ganz, das oberschlesische zum größten Teil eingebüßt, von 61 Steinkohlen-
gruben fielen dort 491 an Polen'. Das bedeutete eine Gesamt-
verminderung der deutschen Jahresförderung um reichlich
28%. Weniger wichtig für die Gesamterzeugung, aber oft von großer
! Polen, das schon vor der Teilung Oberschlesiens vom gesamten Kohlenbezirk die reich-
liche Hälfte besaß, erhielt in den Kreisen Rybnik und Pleß gerade den noch reichsten, bisher
am wenigsten abgebauten Anteil des deutschen Bezirkes, so daß es gegenwärtig über einen Vorrat
von mehr als 200 Millarden t Kohle verfügt.