Full text: Weltwirtschaftliche und politische Erdkunde

VI. DIE BERGWERKE DER ERDE 123 
örtlicher Bedeutung sind die kleineren Becken: das Waldenburger, das 
erzgebirgische von Zwickau, Lugau und Ölsnitz, die Vorkommnisse 
im Weserbergland. 
Auch die deutschen Braunkohlengebiete liegen in der Haupt- 
sache im Berührungsgebiet von Tiefland und Mittelgebirge, in einem 
breiten Streifen, der vom Rhein bis zur polnischen Grenze reicht. In 
diesem sind der niederrheinische, in der Ville, der thüringisch- 
sächsische (Halle, Leipzig) und der Niederlausitzer (Senftenberg) 
die wichtigsten Bezirke. Sie liefern zusammen mehr als acht Zehntel 
der deutschen Braunkohlenförderung (1926: 85,8 %). Die stärksten; mehr 
als 100 m Mächtigkeit erreichenden Flöze finden sich in ‚der Ville und 
im Geiseltal bei Halle. Nur etwa ein Drittel der geförderten Kohle 
gelangt als Rohkohle zur Verfeuerung, der größere Teil wird zu Bri- 
ketten, Preßkohle und zu allerlei chemischen Erzeugnissen verarbeitet. 
Von den deutschen Braunkohlenrevieren hat besonders das Sächsisch- 
Thüringische in Mitteldeutschland zu einer Konzentration großer In- 
dustrieunternehmungen um Leipzig und Halle (Leunawerk) geführt. 
Kohlenausfuhr. Weitaus die größte Menge der geförderten Kohle 
wird im Erzeugungslande selbst verbraucht. Für die Versorgung der 
zahlreichen kohlenarmen oder kohlenlosen Länder kommt von den 
Großproduzenten in erster Linie England in Frage. Denn die Aus- 
fuhr eines so schweren Massengutes hat die Möglichkeit, ausschließlich 
oder vorwiegend Wasserwege zu benutzen, zur Voraussetzung. Diese 
ist gegeben in der günstigen Lage zweier englischer Kohlenbecken, 
die sich fast in unmittelbarer Nähe der Küste befinden. Ganze Flottillen 
verlassen alljährlich die großen Ausfuhrhäfen an der Küste Nordost- 
englands und an der Südküste von Wales, um die zahlreichen eng- 
lischen Kohlenstationen, die Kolonien des britischen Weltreiches und 
andere Länder mit Brennstoff zu versorgen. Dabei sind die Kohlen 
oft wichtig als Füllsel oder Ballast von Schiffen, deren Raum von 
einer anderen hochwertigen Fracht nicht ganz ausgefüllt werden kann. 
England führt im Durchschnitt ein reichliches Viertel seiner Jahres- 
förderung an Kohle aus. — Den amerikanischen Becken dagegen ist 
durch ihre binnenländische Lage und durch die die Küste absperrende 
Gebirgsschranke die Ausfuhr von Natur erschwert. Ihre Erzeugung 
wird daher fast völlig im eigenen Bedarf verbraucht. Vorübergehend 
führte die durch den Krieg verursachte allgemeine Kohlenknappheit 
in Europa zu einer bedeutenden Auslandsverschiffung amerikanischer 
Kohle. Daraus ergab sich in der Nachkriegszeit ein scharfer Konkurrenz- 
kampf Englands und der Union auf dem internationalen Kohlenmarkt. 
Der Absatz beider Länder wurde zudem sehr ungünstig beeinflußt durch 
die zu deutschen Inlandspreisen erfolgenden Zwangslieferungen Deutsch- 
lands an Frankreich, Belgien, Italien und Luxemburg*. Die Entwick- 
lung der neuesten Zeit hat ’aber dazu geführt, daß England auf Grund 
seiner natürlichen Vorteile seine alte Stellung als erster und weitaus 
wichtigster Kohlenversorger der Welt wiedergewann. — Deutsch- 
1 Die deutschen Lieferungen betrugen beispielsweise: 1920: 15,6 Mill. t; 1921: 18,0 Mill, t; 
1923: 6,5 Mill. t (Ruhrbesetzung !); 1926: 19,2 Mill. t; 1927: 15,1 Mill. t. Hauptempfänger waren 
Belgien, Frankreich mit seinen nordafrikanischen Kolonien und Italien.
	        
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