Full text: Weltwirtschaftliche und politische Erdkunde

J. DER LANDVERKEHR 
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Während in Nordasien die großen Stromsysteme einen gewissen Ersatz für 
die fehlende Eisenbahn bieten, schickt sich die Neuzeit an, Inner- und Vorder- 
asiens Verkehrslücken durch mehr oder weniger regelmäßigen Automobilverkehr 
und durch Fluglinien zu überbrücken, um so die Länder an ihren Rändern in 
bessere Verbindung miteinander zu bringen, 
Afrika. Im Verhältnis zu seiner riesigen Größe hat Afrika von 
allen Erdteilen die geringste Entwicklung des KEisenbahnbaus auf- 
zuweisen, der erst in der neuesten Zeit schnellere Fortschritte macht. 
Das erklärt sich zum großen Teil aus seinen natürlichen Verhältnissen. 
Das ganze Innere ist von mächtigen Hochländern erfüllt, die die von 
der Küste her eindringenden Verkehrslinien schon in kurzer Entfernung 
zu schwierigen Anstiegen zwingen. Weite Gebiete im Norden und Süden 
des Erdteils werden von den an Menschen und Erzeugnissen armen 
Wüsten- und Steppenländern eingenommen. Die Urwaldgebiete der Mitte 
aber stellen dem Bahnbau nicht nur durch die Überfülle ihres Pflanzen- 
wuchses, sondern mehr noch durch die von zahllosen Wasserläufen 
verursachte unglaubliche Zertalung des Geländes die schwersten Hinder- 
nisse entgegen. Zu alledem kommt der niedrige Kulturstand der 
singeborenen Bevölkerung. Und doch ist bei der plumpen Gestalt 
and dem Mangel an gut schiffbaren Strömen die wirtschaftliche Er- 
schließung Afrikas in hohem Grade von dem Bau der Eisenbahnen 
abhängig. Daher sind auch in den ältesten europäischen Kolonial- 
gebieten des Erdteils die Bahnverhältnisse am günstigsten. 
Im allgemeinen lassen sich die afrikanischen Bahnunternehmungen 
ihrem Entwicklungsgrad und ihren Aufgaben nach in drei Gruppen 
teilen: in Bahnnetze, Stichbahnen und „Flußbahnen“. Bahn- 
netze haben das französische Nordafrika: Algerien — Tunesien, ferner 
Ägypten, der englische Sudan und vor allem Südafrika, Allerdings 
sind diese vier Systeme von sehr verschiedener Größe und Dichte. 
Das weitaus am besten entwickelte ist das englisch-südafrikanische, 
das mit rund 19000 km (1925) fast ein Drittel der gesamten afrika- 
nischen Bahnen ausmacht und sich von der Südspitze Afrikas her 
bis nach Bukama &m: oberen Kongo in die erzreiche Landschaft 
Katanga vorgeschoben hat. Durch die während des Feldzugs von den 
Briten erbaute Strecke Seeheim — Prieska wurde es auch mit den Linien 
ehemalig Deutsch-Südwestafrikas verbunden. — Von den zahlreichen 
Stichbahnen, die namentlich im tropischen Afrika von der Ost- und 
Westküste her zur Erschließung wirtschaftlich wichtiger Innenbezirke 
gebaut wurden, seien nur die Stichbahnen der Ober-Cuineaküste und 
die Benguellabahn im Westen, die englische Ugandabahn und die 
ehemals Deutsch-Ostafrikanische Zentralbahn mit neuerbauter 
Abzweigung nach Muansa am Viktoriasee im Osten genannt. — Die beiden 
letzteren, die das innerafrikanische Seengebiet mit der Küste ver- 
binden, bilden schon eine Übergangsform zu der dritten Art, den „Fluß- 
bahnen‘. Diese verbinden durch Umgehung von Stromschnellen ent- 
weder die schiffbaren Flußteile untereinander, wie die inneren Kongo- 
bahnen, oder sie verknüpfen diese Stromabschnitte unmittelbar mit 
der Küste, wie die Kongo-Mündungsbahn, die Bahnen vom englischen 
Lagos zum unteren und vom französischen Dakar zum oberen Niger
	        
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