Full text: Die deutsche Kaliindustrie

Welt. Sie genügen noch auf Jahrhunderte dem deutschen Bedarf und 
können darüber hinaus eine erhebliche . ausländische Nachfrage be- 
friedigen. An der Gesamtversorgung der. Welt sind heute, von der ört- 
lichen Erzeugung abgesehen, neben den deutschen noch die {französischen 
Werke nennenswert beteiligt. 
Die Bedeutung der deutschen Kaliindustrie ist in erster Linie darin 
begründet, daß sie der Landwirtschaft ein Düngemittel zur Verfügung 
stellt, das gebraucht wird, um die Erzeugungsfähigkeit des im Ackerbau 
abgebauten Bodens wieder herzustellen. Hierbei ist Kali grundsätzlich 
ebenso notwendig wie die übrigen Düngemittel, in erster Linie Kalk, 
Stickstoff und Phosphorsäure. Diese Düngemittel ersetzen sich nicht 
gegenseitig; für ihre Verwendung gibt es je nach der Bodenbeschaffen- 
heit und nach dem verwendeten natürlichen Dünger bestimmte Rela- 
tionen, die innezuhalten ein Gebot rationaler Wirtschaftsführung ist. 
Die vermehrte Anwendung des einen wird daher im allgemeinen auch 
die entsprechend vermehrte Anwendung der anderen nach sich ziehen, 
soweit nicht die vermehrte Anwendung eines der Mittel erfolgt, um ein 
Mißverhältnis auszugleichen, das bisher bestanden hatte. 
Abgesehen von der wichtigen Aufgabe, die Kali im Düngerhaushalt 
der Landwirtschaft zu erfüllen hat, tritt seine Bedeutung innerhalb der 
deutschen Wirtschaft hinter die anderer Industrien erheblich zurück. 
Das zeigt die Zahl der Beschäftigten von etwa 21782 am 1. Januar 
1929, die noch nicht */,., der Zahl aller in Deutschland Erwerbstätigen 
und 3 % der im Bergbau Tätigen erreichte. Auch nach der Menge des 
investierten Kapitals bleibt die Kaliindustrie hinter den meisten großen 
deutschen Industriezweigen erheblich zurück. Wenn sie seit vielen 
Jahren die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit in einem besonders hohen 
Maße besessen hat, so war der Grund hierfür unter anderem der, daß 
sie sich beinahe von Anfang an für die Finanzierung ihrer Betriebe in 
einem Maße der öffentlichen Kapitalmärkte bediente, wie das bei anderen, 
zum Teil älteren Industriezweigen nicht üblich war. Der verhältnis- 
mäßig hohe Kapitalbedarf, der mit der Errichtung eines Werkes ver- 
bunden war, zugleich das nicht unerhebliche Risiko, das für die erfolg- 
reiche Niederbringung der Schächte bestand, dürften für die Unter- 
nehmungen der Kaliindustrie, die in die Rechtsformen der Aktiengesell- 
schaft, Gesellschaft mit beschränkter Haftung und Gewerkschaft ge 
kleidet waren, ein Anlaß gewesen sein, nahezu durchgehend ihre Kapital- 
beschaffung durch Inanspruchnahme der öffentlichen Kapitalmärkte 
durchzuführen. Die außerordentliche Befähigung, für ihre Emission 
einen bereiten Markt zu finden, verdankte die Industrie in der Vorkriegs 
zeit wohl auch dem Umstand, daß sie in ein Syndikat zusammen- 
geschlossen und auf dem deutschen wie auf dem ausländischen Markt 
ohne nennenswerte Konkurrenz durch fremde Industrien war. Dazu 
kam, daß die Industrie, die verhältnismäßig jung und stark in der Ent- 
wicklung begriffen war, der gspekulativen Phantasie besonderen An- 
reiz bot. 
Die Gesamtproduktion der deutschen Kaliindustrie, die noch im 
Jahre 1900 erstmalig 3 Mill. dz Reinkali betrug, erreichte im Jahre 
1913 mit rund 12 Mill. dz Reinkali, dem Kaligehalt der handelsfertigen
	        
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