Full text: Inlandskapital, Auslandskapital, Kriegstribute

I. Warum hat der Kapitalimport den Zins nicht gesenkt? 107 
entzogen wird. Man könnte meinen, daß damit auch die 
preissteigernde Wirkung des Kapitalzuflusses wieder 
aufgehoben werde. Das ist aber nicht durchaus der Fall. 
Es wird nur die Deckungsquote der Mark verschlechtert. 
Aber solange diese über der gesetzlichen Grenze bleibt, 
kommt es für die Kaufkraft der Mark auf eine größere 
oder geringere Quote nicht an — vom „Deckungswahn“, 
einem zuerst von mir gebrauchten Ausdruck, sprechen 
jetzt auch Leute, die früher von meiner Geldlehre nichts 
wissen wollten. Die Umwandlung in Mark ist aber doch 
erfolgt, wenn auch durch die Reparationsleistungen ihre 
Grenzen enger sein werden, und der Devisenentzug für 
Reparationszwecke hat nur die Wirkung, den Import 
zu erschweren, die Notwendigkeit kurzfristiger Kre- 
ditaufnahmen im Auslande zu steigern und im Zusam- 
menhange damit den Diskont zu erhöhen. Das einzige, 
was man einwenden kann, ist, daß große Reparations- 
leistungen wie überhaupt große Forderungen des Aus- 
landes an Deutschland. auch im Ausland zu einer 
Geldvermehrung führen und daher auch dort preis- 
steigernd wirken können. Aber bei dem Hauptgläubiger 
Frankreich ist das bisher nicht eingetreten, 
Allerdings haben die Reparationsleistungen wohl die 
Wirkung, die inländischen Preise nicht so hoch zu stei- 
gern wie es ohne sie durch den ausländischen Kapital- 
zufluß geschehen wäre. Warum dieser trotzdem nicht im 
geringsten zinsverbilligend gewirkt hat, haben wir ge- 
sehen. Und erst recht ist es ein weiter Weg, bis die 
Reparationsleistungen preissenkend wirken, wie zum 
Teil dieselben Theoretiker behauptet haben. Und doch 
werden wir zu einem Preisabbau kommen müssen, nicht 
nur, wenn weiterhin Reparationen bezahlt werden, son- 
dern auch wenn die aufgenommenen AÄuslandskredite 
zurückbezahlt werden sollen. Darauf soll im folgenden 
Abschnitt noch eingegangen werden,
	        
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