Full text: Inlandskapital, Auslandskapital, Kriegstribute

110 8. Kapitel, Kriegstribute und Kapitalrückzahlungen. 
reichen will, schon lange vorher die öffentliche Mei- 
nung entsprechend vorbereitet werden muß. — 
Für die Zukunft haben die langfristigen ausländischen 
Kapitalanlagen die Leistungsfähigkeit Deutschlands zu 
Zahlungen an die Alliierten naturgemäß nicht erhöht. 
Denn mindestens alle privaten Verpflichtungen gehen 
nafürlich den Reparationsleistungen vor, das heißt 
müssen ohne jede Rücksicht auf die deutsche Währung 
erfüllt werden. Unter diesen Umständen ist es auch von 
großem wissenschaftlichen Interesse, die Frage zu er- 
örtern, in welchem Umfange wohl eine Mobilisierung 
der deutschen Verpflichtungen aus dem Youngplan mögs- 
lich ist, auf die Frankreich so großen Wert legt. 
Die erheblichen Kreditaufnahmen Deutschlands in 
den letzten Jahren haben auch die Aufnahmewilligkeit 
des Auslands für weitere deutsche Anleihen ver- 
mindert, und nach unwidersprochenen Zeitungsmel- 
dungen scheint deshalb die Reichsregierung schon bei 
den Pariser Verhandlungen von 1929 der französischen 
geheime Versprechungen gegeben zu haben, bis zur Mo- 
bilisierung der französischen Forderungen nach dem 
Youngplan die weiteren Kreditaufnahmen im Ausland 
einschränken zu wollen. 
Ich glaube aber, man darf die Möglichkeit der Mo- 
bilisierung oder Privatisierung von _Reparations- 
leistungen nicht sehr hoch veranschlagen, Ich habe schon 
früher die Meinung ausgesprochen, daß hier ein Maß- 
stab für die wirkliche deutsche Leistungsfähigs- 
keif zu solchen gegeben sei. Deutschland wird die Ver- 
zinsung und hoffentlich auch die Rückzahlung — das ist 
aber natürlich viel schwieriger vorauszusagen — der- 
jenigen Summen leisten können, die mobilisiert, 
das heißt in Form langfristiger Anleihen an das 
Publikum gebracht werden können. Denn das 
internationale Finanzkapital hat ein sehr viel feineres 
Gefühl für die finanzielle Leistungsfähigkeit Deutsch- 
lands als die Politiker und die politisch beeinflußten
	        
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