Full text: Inlandskapital, Auslandskapital, Kriegstribute

{i. Der Youngplan und die Mobilisierung. 
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dungen nötig sind, sprechen allein schon eine beredte 
Sprache. Vergegenwärtigt man sich ferner den Einfluß 
der Arbeiterschaft, die mindestens an ihren bisherigen 
Löhnen festhalten will, und andererseits die Hinder- 
nisse, die überall dem deutschen Export entgegen- 
gesetzt werden, so ist klar, daß die deutsche Leistungs- 
fähigkeit für Zahlung weiterer Kriegstribute auf lange 
Zeit hinaus nur sehr beschränkt sein kann, und daß die 
Verpflichtungen aus dem Youngplan nur die Folgen 
eines politischen Kompromisses, wirtschaftlich aber 
nicht durchführbar und daher keine Endlösung sind. Ob 
unter diesen Verhältnissen die deutsche Währung auf- 
rechterhalten werden kann, wird, abgesehen von der 
vernünftigen Wirtschaft der öffentlichen Körperschaften, 
die kurzfristige Schuldaufnahme nach Möglichkeit ver- 
meiden müssen, stark von dem Verständnis der ver- 
schiedenen Notenbankleiter und ihrem Zusammen- 
arbeiten mit der neuen ‚Bank für internationale Zah- 
lungen abhängen. Diese wird wohl kaum mit ihren Trans- 
aktionen mehr Kriegstribute aus Deutschland heraus- 
holen können, aber sie wird in der ganzen Welt das 
Verständnis dafür fördern, daß diese Kriegstribute 
keine bloße politische Angelegenheit zwischen Deutsch- 
land und seinen ehemaligen Gegnern sind, sondern daß 
sie die ganze Weltwirtschaft auf das engste berühren. 
Wenn dann Deutschland nach Befreiung des Rhein- 
lands und des Saargebiets es noch lernen wird, eine 
geistige Offensive gegen das Diktat von Versailles und 
die Grundlagen, auf denen es beruht, zu eröffnen — ich 
bleibe freilich in dieser Hinsicht sehr skeptisch —, dann 
könnte vielleicht in einigen Jahren an eine wirkliche 
Liquidierung des Weltkrieges gedacht werden, die die 
interalliierten Schulden ebenso beseitigt wie die 
deutschen. Denn daß diese Schulden nur politisches 
Druckmittel sind und den Gläubigern, insbesondere 
dem Hauptgläubiger Amerika, nichts nützen, diese Er- 
kenntnis wird der Allgemeinheit immer mehr durch die 
Schultze, Welwirtschaftliche Vorträge. Heft 8, >
	        
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