Full text: Inlandskapital, Auslandskapital, Kriegstribute

20 ___ 2.Kapitel. Kapitalbildung und Löhne. 
Der Lohn ist ein Preis, aber nicht für das Produkt 
der Ärbeit, sondern für die zeitliche Überlassung der 
Arbeitskraft an den Arbeitgeber, Der Lohn richtet sich 
nicht nach dem, was „der Arbeiter dem Unternehmer ein- 
bringt“. Jede „Produktivitäts“- oder „Grenzproduktivi- 
fätstheorie“ des Lohnes wie sie heute noch meist ver- 
trefen wird, ist falsch, die übliche Verwechslung des 
technischen und des wirtschaftlichen Kausalzusammen- 
hangs (Ertragszurechnungslehre). Der Arbeiter bringst 
dem Unternehmer gar nichts ein, sondern er kostet ihn 
etwas, umlaufendes Kapital, genau wie Roh- und Hilfs- 
stoffel, Die Brutto- und Reinerträge stammen nicht aus 
der technischen Leistung des Arbeiters, sondern aus den 
von den Unternehmern richtig kalkulierten Nutzen- und 
Kostenvergleichungen der Konsumenten der Produkte. 
Auf sie hin versucht der Unternehmer seine gesamten 
Kosten möglichst niedrig zu halten, während die Verkäu- 
fer von Rohstoffen, Arbeitsleistungen usw. möglichst hohe 
Preise für ihr Angebot zu erhalten suchen. Der Preis 
aller Güter und Leistungen stellt sich dann so ein, daß 
die Anbieter mit den höchsten Kosten in ihren Erwerbs- 
zweigen doch noch auf die Dauer den tauschwirtschaft- 
lichen Grenzertrag dieses Erwerbszweiges erzielen. Es 
gilt also keine Grenzproduktivitätstheorie — sie kann 
das Angebot und insbesondere die Kapitalbildung nicht 
erklären —, sondern eine Grenzertragstheorie. 
Über den Zusammenhang zwischen Löhnen und Ka- 
pitalzins sind heute noch viele unrichtige Vorstellungen 
verbreitet, Sie führen auch wieder auf Irrtümer der bis- 
herigen Wirtschaftstheorie zurück. Die sogenannte 
1 Trotz aller meiner Hinweise werden auch in der neuesten 
Wirtschaftstheorie als Bruttoerträge immer noch auch die er- 
zielten Gütermengen bezeichnet, ein logischer Lapsus, der 
auf die oben (Kapitel I) kritisierte Identifizierung von Geld- 
summen und Gütermengen zurückgeht. In der ausländischen 
Wirtschaftstheorie hat man wiederum noch nicht einmal das 
Problem sesehen.
	        
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