Full text: Inlandskapital, Auslandskapital, Kriegstribute

I. Grenzen der Rationalisierung. 57 
nehmung hat ein neues Verfahren eingeführt, das die 
Produkte um so und soviel billiger herstellt, und hat 
tatsächlich erhöhten Reingewinn erzielt, Also müssen 
wir es auch einführen, sonst bleiben wir nicht konkur- 
renzfähig. Diese Überlegung mag ganz richtig sein. Es 
ist möglich, daß die Unternehmung sonsf tatsächlich zu- 
rückgedrängt und schließlich verdrängt worden wäre. 
Aber volkswirtschaftflich wichtiger ist, daß auf diese 
Weise zuviel Kapital für Rationalisierungen in Anspruch 
genommen wird, daß der Zinsfuß immer höher steigt 
und der Konsum nicht entsprechend sich ausdehnt, so 
daß schließlich doch, volkswirtschafflich gesehen, die 
Kapitalbildung im ganzen von einer gewissen Grenze ab 
als unzweckmäßig erscheint. 
Ob dem nicht durch Kartelle in größerem Umfange 
als bisher abseholfen werden könne, diese Frage muß 
den einzelnen Erwerbszweigen zur Erörterung über- 
lassen werden. Solche, die hauptsächlich den inneren 
Markt versorgen, werden dazu eher in der Lage sein als 
Exportindustrien, weil dahingehende internationale 
Vereinbarungen sehr viel schwieriger sind. ; 
Bei der einzelnen Unternehmung geht oft der Mehr- 
ertrag der Rationalisierung durch höhere Steuern und 
soziale Lasten wieder verloren. Auch dadurch wird die 
Kapitalbildung gehemmt oder in falsche Bahnen ge- 
dränsf. 
Jedenfalls ist heute für die ganze deutsche Volks- 
wirtschaft der Nutzen der Rationalisierung in vielen 
Fällen zweifelhaft. Man kann der Meinung sein, der 
trotz aller Rationalisierungen und trotz ausländischer 
Kapitalzufuhr so außerordentlich hohe Zinsfuß sei eine 
Mahnung, die Rationalisierung, den Übergang zum 
kapitalintensiveren Betriebe nicht zu übersteigern, Bei 
über zwei Millionen Arbeitslosen sei der arbeitsinten- 
sivere Betrieb angebrachter als Rationalisierung. Das 
kommt auf das hinaus, was der Reparationsagent sagte: 
Reparationsleistungen bedeuten, daß Deutschland
	        
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