Full text: Inlandskapital, Auslandskapital, Kriegstribute

76 6. Kapitel. Die Arten der Beschaffung und Verwendung. 
Weber immer mit der langfristigen Kapitalbeschaffung 
vermischt‘ wird. Diesen Kredit wird man im wesent- 
lichen mit der Ausfuhr bezahlen, und langfristigen 
Kredit für Rohstoffimport aufzunehmen, dürfte ein sehr 
unökonomisches Verfahren sein, weil der kurzfristige 
Kredit im Exportlande — etwa USA. — sehr viel billiger 
zu haben ist und man solche Kredite nur für kurze 
Fristen gebraucht. 
Nur zu geringerem Teile braucht man in Deutsch- 
land langfristigen Kredit zur Beschaffung von Ma- 
schinen und dergleichen aus dem Auslande. Und selbst 
dann ist es noch sehr fraglich, ob das unter den Ver- 
hältnissen Deutschlands volkswirtschaftlich von Vorteil 
ist. Wir haben das schon oben angedeutet. 
Langfristiger Kredit kommt in Deutschland haupt- 
sächlich in ‚Betracht für die Beschaffung stehenden 
Kapitals, für die Errichtung neuer oder die Erweiterung 
schon vorhandener Unternehmungen, die in. der Regel 
von inländischen Produktionsmittelindustrien besorgt 
werden kann, ferner zur Ergänzung des Betriebskapi- 
tals. Steht dafür im Inlande nicht genügend Geld- 
kapital zur Verfügung und soll es aus dem Auslande 
beschafft werden, so muß es in Mark umgewandelt 
werden, und das wirkt unter allen Umständen preis- 
steigernd. Diese Preissteigerung ist aber in einem indu- 
striell hochentwickelten Lande wie Deutschland ganz 
anders zu beurteilen als in Kolonialländern. Bei uns 
ist das Preisniveau an sich schon relativ ‚hoch, und die 
Arbeiter sind gewöhnt, jede Verschlechterung ihrer 
Lebenshaltung durch erhöhte Lohnforderungen auszu- 
gleichen. Hier sind daher und aus anderen Gründen die 
Rentabilitätsaussichten viel geringer, und wir zeigten 
schon, daß selbst, wenn sie vorhanden scheinen, doch 
unter den deutschen Verhältnissen der volkswirtschaft- 
liche Nutzen eines Übergangs zu kapitalintensiverem 
Betriebe sehr zweifelhaft sein kann. 
Dr. Schacht hat also durchaus recht, wenn er den
	        
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