IM, Langfristige Auslandskredite oder Beteiligungen? 87
nehmungsgeist vorhanden, nämlich im Verhältnis zum
Kapital und zur kaufkräftigen Nachfrage. Das gilt für
Genußgüter — man denke zum Beispiel an die lite-
rarische Produktion — wie für Erfindungen, technische
Neuerungen und dergleichen. Letztere und die Kapital-
aufwendungen dafür werden begründet mit Rücksicht
auf die Konkurrenz dem Ausland gegenüber. Aber auch
dann bleiben die obenerwähnten Bedingungen einer
volkswirtschaftlich nützlichen Kapitalexpansion zu be-
obachten. Doch ist kein Zweifel, daß viele Kapital-
investitionen rentabler wären und auch eine Heran-
ziehung von Auslandskapital rechtfertigen würden, wenn
die Rentabilität nicht durch übermäßige Steuern und
Lohnforderungen immer wieder von neuem in Frage
gestellt würde. —
Über die Frage: Kreditinanspruchnahme im Aus-
land oder ausländische Beteiligung sei noch folgendes
gesagt. Es ist richtig, daß die Gefahr einer Überfrem-
dung im einzelnen Falle ganz verschieden zu beurteilen
ist: und daß sie zum großen Teil auch von der Führung
des Unternehmens abhängt. Wirkliche Führerpersön-
lichkeiten werden sich die Herrschaft nicht so leicht ent-
reißen lassen. Die Leitung einer Unternehmung ist aber
dem Wechsel unterworfen, und so besteht sehr wohl
die Möglichkeit — und es ist auch nicht selten vorge-
kommen —, daß auch eine Minderheit entscheidenden
Einfluß in einer Unternehmung gewinnen kann.
Allerdings muß selbst das, also die wirkliche Über-
fremdung in einer Unternehmung, auch nicht immer
zum Nachteil der deutschen Volkswirtschaft sein. Denn
der Staat hat doch erhebliche handelspolitische Mittel,
um einer etwaigen Stillegung deutscher Unternehmun-
gen im ausländischen Interesse entgegenwirken zu
können. Trotzdem herrscht aber wohl Übereinstim-
mung darüber, und €s entspricht auch den Anschauungen
in anderen Ländern, daß eine Überfremdung wichtiger
Großbetriebe und ganzer Konzerne nach Möglichkeit zu