Full text: Inlandskapital, Auslandskapital, Kriegstribute

90 6. Kapitel. Die Arten der Beschaffung und Verwendung. 
der inländischen Anleihen (einschließlich der hohen Pro- 
vision) relativ gering ist. und die Verzinsung im Ver- 
hältnis zur Sicherheit und in dem Vergleich zu dem 
Zinsfuß anderer Länder sehr hoch. 
Unter diesen Verhältnissen erscheint tatsächlich heute 
die Beteiligung des Auslandes an deutschen Unter- 
nehmungen gegenüber der weiteren Kreditinanspruch- 
nahme als das kleinere Übel. Das wird sich immer mehr 
erweisen, je mehr die Rückzahlungen der schon ge- 
liehenen Milliarden beginnen, und je mehr sich die Er- 
fragsaussichten der deutschen Industrie noch weiter ver- 
schlechtern, wenn nicht die äußeren und inneren Lasten 
vermindert werden. 
Praktisch aber wird die Beteiligung des Auslandes an 
deutschen Unternehmungen in der nächsten Zeit wohl 
um deswillen die Hauptform ausländischer Kapitalein- 
fuhr sein, weil die ausländische Verschuldung in 
Deutschland schon ein Maximum erreicht hat. Daß es 
in dem bisherigen Tempo nicht weitergehen darf und 
gar nicht weitergehen kann, ist schon öfter betont 
worden. Wenn demgegenüber die Entkommunalisierung 
öffentlicher Betriebe und die Beteiligung des Auslandes 
an den dafür errichteten Unternehmungen empfohlen 
wird, so kann man zugeben, daß diese Entwicklung, die 
sich ja schon anbahnt, zwangsläufig kommen muß, und 
daß sie jedenfalls nicht ungünstiger zu beurteilen ist als 
die weitere Verschuldung. Die Beteiligung des Aus- 
landes an der Gas-, Licht- und Kraftversorgung, etwa 
im Wege gemischtwirtschaftlicher Unternehmungen, ist, 
wenn sich die öffentliche Hand, was natürlich ist, die 
Tarifgestaltung vorbehält, in der Tat kaum gefährlicher 
als die weitere Kreditinanspruchnahme, Äber, wenn die 
öffentlichen Körperschaften glauben, mit diesem 
neuen Wege der Kapitalbeschaffung weiter so 
wirtschaften zu können wie bisher, so muß dem 
mit aller Entschiedenheit widersprochen wer- 
den. Dieser Verkauf von Substanz darf nur für wirk-
	        
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