92 6. Kapitel. Die Arten der Beschaffung und Verwendung.
schwer anzukämpfen, weil in den Kreisen der Arbeiter-
schaft als Festbesoldeten auch eine ähnliche Einstellung
herrscht und sogar der völlig falsche Glaube verbreitet
ist, als könne die selbständige Unternehmerstellung mit
ihrer Initiative und Risikoübernahme immer mehr aus-
geschaltet werden. Daß bei einer solchen Einstellung den
Problemen der Kapitalbildung kein richtiges Verständ-
nis entgegengebracht wird, ist klar.
Doch kehren wir zu den Fragen des Auslandskapitals
zurück. Der Verkauf von Beteiligungen an deutschen
Unternehmungen, seien es öffentliche oder private, bringt
das Ausland zwar nur in den Besitz von Markerträgen.
Aber wenn die Überfremdung großen Umfang angenom-
men hat, kann auch das Bestreben, diese Markguthaben in
Devisen umzuwandeln, die Währung schädigen. Und es ist
in Deutschland schwer dagegen anzukämpfen, wenn man
an der Freiheit des internationalen Geldverkehrs fest-
halten will. Ob aber, solange der Zufluß von Auslands-
kapital zwecks Beteiligung an deutschen Unternehmun-
gen noch andauert, dadurch eine wesentliche Entlastung
des deufschen Kapitalmarkts herbeiseführt werden
wird, erscheint fraglich. Denn in vielen Fällen wird er
nur die Ablösung schon eingegangener ausländischer
Kreditverpflichtungen, also eine Methode der Rückzah-
lung von Auslandskrediten bedeuten (siehe Kap. VIIM.
Er betrifft auch nur eine kleine Schar großer Unter-
nehmungen, Für die große Masse. mittlerer und klei-
nerer Unternehmungen kommt eine Auslandsbeteiligung
nicht in Betracht, Und ihnen wird durch eine solche bei
den ‚großen Unternehmungen die Kapitalbeschaffung
nicht erleichtert, die Konkurrenz aber erschwert werden.
Was ‚ich in der Schrift „Vom Reichtum der Nationen“
über die Notwendigkeit, insbesondere das erforderliche
umlaufende Kapital im Inlande selbst zu bilden, aus-
führte, ist durchaus aufrechtzuerhalten. Aber die ganze
bisherige Lohn-, Sozial-, Finanz- und Auslands- (Re-
parations-) Politik wirkt dem entsegen.