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11. Kapitel,
des A“ die von ihm gedachte „Fern-Zielwirkung“. Ebenso wie
im Streben auch eine besondere Wirkung als „Wider-Zielwirkung“
gewußt sein kann, kann also auch im „Wider-Streben“ eine be-
sondere Wirkung als „Zielwirkung“ gewußt sein. Jede in einem
Streben als „Wider-Zielwirkung“ gewußte Wirkung ist aber als „Fern-
Wider-Zielwirkung“ gewußt, nämlich als solche Wirkung, für welche
das eigene gegenwärtige Verhalten eine Verhinderungs-Bedingung
darstellt, und jede in einem Wider-Streben als „Zielwirkung“ gewußte
Wirkung ist als „Fern-Zielwirkung“ gewußt, nämlich als solche Wirkung,
für welche das eigene gegenwärtige Verhalten eine Förder-Bedingung
darstellt. „Quasi-Leisten“ nennen wir ein Lassen, als dessen Folge
die vom Lassenden als „Fern-Zielwirkung“ gewußte Wirkung eintritt
und solche eingetretene Wirkung nennen wir eine „Quasi-Leistung“
des Lassenden, während wir „Wider-Leistung“ eines Lassenden jede
durch sein Lassen tatsächlich ausgeschlossene Wirkung nennen können.
Den in einem „Wider-Streben“ gewußten eigenen gegenwärtigen
Leibeszustand nennen wir ein „Lassen“, und so zeigt sich denn, daß
eigentlich nicht die Worte „Tun“ („Tätigkeit“) und „Nicht-Tun“
(„Untätigkeit“), sondern die Worte „Tun“ und „Lassen“ einen reinen
Gegensatz bezeichnen. Während nämlich das Wort „Tun“ eigene gegen-
wärtige Muskelveränderungen bezeichnet, von welchen in einem be-
sonderen Seelenaugenblicke gewußt ist, daß sie in besondere weitere
emotional günstig gedachte Veränderungen übergehen werden, „weil“
ein eigenes Wollen die wirkende Bedingung für solchen Wirkens-
zusammenhang abgibt, bezeichnet das Wort „Nicht-Tun“ lediglich, daß
sich an einem besonderen Menschen in besonderem Zeitpunkte kein
solcher Wirkenszusammenhang findet, gleichgültig, ob jene Seele um
dieses „gegenwärtige Nicht- kraft Wollens-Wirken“ weiß oder nicht
weiß. Hingegen bezeichnet das Wort „Lassen“ „eigenen gegenwärtigen
Muskelzustand“, von welchem in einem besonderen Seelenaugenblicke
gewußt ist, daß er nicht in besondere weitere emotional ungünstig ge-
dachte Veränderungen übergehen wird, „weil“ ein eigenes Wider-
Wollen ein Hindernis für solchen Wirkenszusammenhang abgibt. Die
Worte „Nicht-Tun“ und „Lassen“ haben also einen verschiedenen
Sinn, da das Wort „Lassen“ lediglich ein „Nicht-Tun“ bezeichnet, welches
die Seele des „Nicht-Tätigen“ als ein durch besonderen eigenen Seelen-
augenblick (Wider-Wollen) ausgeschlossenes Tun weiß. Bekanntlich
hängt das Wort „lassen“ mit dem Worte „laß“ (lateinisch: „lassus“) im
Sinne von „matt“, „schlaff“ zusammen, bezeichnet also, obwohl es als
sogenanntes „Hilfszeitwort“ auftritt, doch kein „sich verändern“ und kein
„Wirken“, sondern einen besonderen Zustand, nämlich „Leibesruhe“ in
dem dargestellten Sinne, in ähnlicher Weise, wie auch die sogenannten
Hilfszeitworte“ „haben“, „mögen“, „können“, „dürfen“, sollen“ nur be-