IV. Kapitel.
Vergemeinschaftung und Gemeinschaft,
E) gibt zahlreiche Seelenaugenblicke, in welchen eine besondere Seele
um eine andere besondere Seele weiß, insbesondere gibt es auch
zahlreiche Streben-Augenblicke, in welchen sich solches Wissen findet.
Ein Irrtum ist es jedoch, zu meinen, daß alle Seelenaugenblicke, oder
auch nur alle Streben-Augenblicke, in welchen eine besondere Seele
um eine andere besondere Seele weiß, solche Seelenaugenblicke sind,
welche einen Grund für die „Gesellschaft“ genannte „zwischen-mensch-
liche“ Beziehung abgeben können, ein Irrtum, der besonders in dem
„Soziologie“ genannten Wissenschafts-Unternehmen große Verwirrung
stiftet. Wenn wir Seelenaugenblicke zergliedern wollen, welche wir in
jedem Falle von „Gesellschaft“ finden, so müssen wir den Blick zunächst
auf jene Streben-Augenblicke richten, in welchen auf anderseelische
Veränderung gezielt wird. Wir können zunächst einmal zwei Arten
von „auf anderseelische Veränderung gerichteten Strebensaugenblicken“
feststellen. Erstens nämlich kann ein Strebender darauf zielen, eine
andere Seele zu verändern, ohne daß darauf gezielt wird, daß die
andere Seele in jener Veränderung ein Verständnis von Seelischem
gewinne, das der ersten Seele zugehört. Zweitens aber kann ein
Strebender darauf zielen, eine andere Seele derart zu verändern, daß
die andere Seele in jener Veränderung ein Verständnis von Seelischem
Sewinne, das der ersten Seele zugehört, Ein Beispiel für das erst-
Senannte Streben liegt vor, wenn jemand eine Sache beschädigt mit
der Absicht, daß dadurch eine andere Seele Unlust erfahre, ohne zu
Wissen, daß sie durch tätiges Wirken einer Seele Unlust erfahre, ohne
also auch in jener Veränderung ein Verständnis eines der ersten Seele
zugehörigen Seelischen zu gewinnen. Wir können alles Streben, in
welchem auf Veränderung anderer Seele ohne Gewinn von Verständnis
für Seelisches des Strebenden gezielt wird, „auf anderseelische ver-
Ständnislose Veränderung zielendes Streben“ nennen und sie
der zweiten Art von „auf anderseelische Veränderung zielendem Streben“
als „auf Anderverständnis zielendem Streben“ gegenüberstellen,
. Verständnis eigenen Seelischens durch eine andere Seele kann aber
Jemand nur wecken, indem er der anderen Seele gegenüber „Zeichen“
für das eigene Seelische gebraucht. So ergibt sich denn vor allem die
“Numgängliche Aufgabe, Klarheit hinsichtlich des Gegebenen „Zeichen“
ZU gewinnen. „Zeichen“ ist nun stets Körperliches, welches das