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„V, Kapitel.
eine „intern zweiseitig gewußte Gemeinschaft zweiter
Stufe“ sein. Weiß z. B. sowohl A als auch B, daß zwischen ihnen
eine in einer besonderen Lust begründete Gemeinschaft besteht, so
können entweder A und B nicht wissen, daß zwischen ihnen eine „Ge-
meinschaft zweiter Stufe“ besteht, oder sie können dies wissen, in wel-
chem Falle zwischen ihnen eine „Gemeinschaft dritter Stufe“
der „höchste Gemeinschaft“ besteht. Haben z. B. A und B
Unlust am Tode des C, so besteht zwischen ihnen eine in dieser ge-
meinsamen Unlust begründete Gemeinschaft erster Stufe. Weiß ferner
A, daß auch dem B diese Unlust zugehört, und B, daß auch dem A. diese
Unlust zugehört, so besteht zwischen ihnen eine in diesem Gedanken an
die Unlustgemeinschaft begründete „Gemeinschaft zweiter Stufe“, Weiß
schließlich A, daß B um ihre Unlustgemeinschaft weiß, und B, daß A
um ihre Unlustgemeinschaft weiß, so besteht zwischen ihnen eine in
diesem Gedanken an die Gemeinschaft zweiter Stufe begründete Ge-
meinschaft dritter Stufe.
Es wäre keineswegs zutreffend, „Gemeinschaft“ als jene Seelen-
beziehung zu bestimmen, welche durch zwei (bzw. mehrere) einander
„‚verstehende“ Seelen gebildet ist. „Versteht“ z. B. A, daß B an
irgendeinem Ereignisse Lust hat, und B, daß A an irgendeinem an-
deren Ereignisse Lust hat, so verstehen diese beiden Seelen einander
in gewisser Hinsicht, sind aber keineswegs Gemeinschafter, wären es
vielmehr nur dann, wenn ihnen eine und dieselbe seelische Bestimmt-
heit zugehören würde, auch wenn in dieser Hinsicht gar kein gegen-
seitiges Verständnis obwalten würde. Da es auch „intern zweiseitig
ungewußte Gemeinschaft“ gibt, setzt „Gemeinschaft“ kein internes
wechselseitiges Verständnis voraus. Stehen aber zwei Seelen in einer
„Gemeinschaft zweiter Stufe“, so ist sie in dem gemeinschaftlichen Ge-
danken an eine intern bestehende andere (Gemeinschaft begründet,
welcher Gedanke aber nicht bloß „Verständnis“, sondern auch
„‚Selbstbewußtsein“ darstellt, da jeder „Gemeinschafter zweiter
Stufe“ nicht bloß weiß, daß dem Anderen ein besonderes Seelisches
zugehört, sondern auch weiß, daß ihm selbst jenes Seelische zugehört,
also stets um eine Beziehung der Einigkeit zwischen Anderem und
sich selbst weiß.
Daß nun überhaupt ein besonderes Seelisches zwei oder mehreren
Seelen „gemeinschaftlich“ ist, kann die verschiedensten wirkenden Be-
dingungen haben, und zwar stets zwei oder mehrere Reihen von wir-
kenden Bedingungen, da selbstverständlich jenes Seelische jedem der
zwei oder mehreren Gemeinschafter in einer anderen Wirkung zu-
gehörig wird. Keine einzige Gemeinschaft ist daher „ursprünglich“ in
dem Sinne, daß das nunmehr gemeinschaftliche Seelische jenen Gemein-
schaftern nicht als Wirkungsgewinn in besonderen Wirkenszusammen-