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durch welches er die eingetretene Soll-Lage aufheben kann. Ist be-
sondere Richtlinie hinsichtlich besonderer Seele die „Richtlinie bzw.
Wider-Richtlinie ihres Gesollten“, so ist sie hinsichtlich jener besonderen
Seele auch stets die „Richtlinie bzw. Wider-Richtlinie eines von ihr
Beanspruchten“, keineswegs aber ist umgekehrt hinsichtlich einer be-
sonderen Seele die „Richtlinie bzw. Wider-Richtlinie eines von ihr Be-
anspruchten“ auch stets die „Richtlinie bzw. Wider-Richtlinie ihres
Gesollten“, sondern eben nur dann, wenn der in dem an jene Seele
gerichteten Anspruche behauptete „Ander-Soll-Gedanke“ wahr war.
Schließlich kann eine besondere Richtlinie hinsichtlich besonderer Seele
auch die „Richtlinie bzw. Wider-Richtlinie ihres Quasi-Gesollten“
sein. Sind nämlich in der Welt Allgemeine gegeben, welche als grund-
legende Bedingungen dafür in Betracht kommen, daß jemand durch
besonderes Verhalten eine besondere Wirkung bewirkt bzw. ausschließt,
durch welche eine Verbesserung bzw. Verschlechterung des ihn be-
treffenden Interessengesamtzustandes eintreten würde, ohne daß er
jene Wirkung will bzw. wider-will und ohne daß die Bewirkung bzw.
die Unterlassung der Bewirkung jener Leistung von ihm beansprucht
wurde, so sagen wir, daß jenes Verhalten sein „Quasi-Gesolltes“
ist. Besteht z. B. eine besondere Lage, kraft welcher A. durch besondere
Handlung unter Verbesserung seines Interessengesamtzustandes seih
Vermögen vergrößern kann, so ist jene Handlung sein „Quasi-Gesolltes“,
auch wenn er gar nicht weiß, daß er durch solche Handlıng den
ihn betreffenden Interessengesamtzustand verbessern kann, also auch
jene Handlung gar nicht emotional günstig denkt und auch niemand
jene Handlung von ihm beansprucht. Da nun also die Rede, daß
„Etwas Norm für jemanden“ ist, sich — mindestens — als vierdeutig
darstellt, muß jener Rede stets mit größtem Mißtrauen begegnet werden,
wenn nicht zugleich genau dargelegt wird, als welche Bedeutung jene
Rede gerade auftritt. Da man nicht den Sinn des Wortes „Norm“
zergliederte, wurde das Wort „Norm“ leider zu einem wahren „Fetisch-
worte“, mit dessen bloßem Gebrauche man schon zahlreiche F ragen
beantworten zu können glaubte, ohne sich in eine klare Darlegung des
Gemeinten einlassen zu müssen. Hätte man aber, statt bedenkenlos
dieses Fremdwort zu gebrauchen, nach einem deutschen Worte Um-
schau gehalten und dann leicht das Wort „Richtlinie“ gefunden, so
hätte man wohl, da nun der geheimnisvolle Sinnnebel geschwunden wäre,
gar bald erkannt, daß „Richtlinie“ niemals Etwas anderes als besondere
„identische begründete Wirkenszusammengehörigkeit“, nämlich eine
„Richtung erfolgreichen tätigen Wirkens“ ist, und mit der Rede „Richt-
linie („Norm“) für jemanden“ sehr verschiedene Beziehungen iden-
tischer Allgemeiner aus einer besonderen Richtlinie zu anderem Ge-
gebenen gemeint sein können, Insbesondere aber hätte man große ge-