Full text: Allgemeine Gesellschaftslehre

Die Macht. . a 369 
„Gewohnheit“ stets mit dem „Unbewußten‘“ in Verbindung brachte, 
so ist dieser Gedanke insoferne zutreffend, als es sich eben beim ‚,Trieb- 
wirken“ um „als eigenes gegenwärtiges Wirken‘ ungewußtes Wirken 
der Seele auf ihren Leib handelt, und die zuständliche wirkende Be- 
dingung in ihrer Besonderheit überhaupt nicht gewußt ist, so daß 
jemand, der eine „Gewohnheit“ hat, den „Grund‘‘ seines Wirkens nicht 
in seiner Besonderheit anzugeben weiß. Die Rede aber, daß jemand 
Etwas „aus Gewohnheit“ tue, ist ungenau, da die „Gewohnheit“ nicht 
die wirkende Bedingung in einer ‚‚Triebwirkenswiederholung‘“‘ abgibt, 
Vielmehr ist „Gewohnheit“ jene identisch begründete Wirkens- 
beziehung, welche sich in jedem einzelnen Falle einer „Triebwirkens- 
wiederholung‘“ findet und wenn wir sagen: „Dies ist seine Gewohn- 
heit‘, so meinen wir: „Diese identische begründete Wirkensbeziehung 
findet sich mehrmalig in Triebwirkensfällen jenes Menschen.“ Obzwar 
nun kein „Gewohnheitsfall“, d. h. kein Wirkensfall aus einer Trieb- 
wirkenswiederholung ein „bewußtes Wirken“ darstellt, so kann doch 
selbstverständlich um jemandes ‚Gewohnheit‘ gewußt sein, d.h. es 
kann gewußt sein, daß sich in seinem Leben eine besondere ‚,Trieb- 
wirkenswiederholung“‘ findet, so daß wir also „ungewußte Gewohn- 
heit“ von „gewußter Gewohnheit‘ unterscheiden können. ‚„Ge- 
wußte Gewohnheit‘ kann entweder „gewußte Eigen-Gewohnheit“ 
oder „gewußte Ander-Gewohnheit‘“ sein. „Gewohnheits-Lage“ 
nennen wir die Gesamtheit jener besonderem Menschen zugehörigen 
Allgemeinen, welche als grundlegende Bedingungen dafür in Betracht 
kommen, daß sich mit einem und demselben Seelischen eines Menschen 
stets ein und dasselbe „Triebwirken‘“ jenes Menschen ergibt. „An- 
Gewöhnung‘“ nennen wir jede Wirkung an besonderem Menschen, 
mit welcher sich eine besondere „Gewohnheits-Lage‘“ jenes Menschen 
ergibt. „Sich Etwas an-gewöhnen“ heißt also „Solche Wirkung 
erfahren, in welcher sich eine Lage ergibt, kraft welcher dann be- 
sondere identisch begründete Triebwirkensbeziehung (das „Etwas‘‘) eine 
„Gewohnheit“ jenes Menschen wird.“ Wir sprechen von „Angewöhnung“ 
und „sich angewöhnen“, weil die Worte „Gewöhnung“ und „sich an 
Etwas gewöhnen“ auch in anderem Sinne gebraucht werden, wie 
wenn man etwa sagt: „Man gewöhnt sich auch daran, krank zu sein“, 
in welchem Falle gemeint ist, daß man keine starke Unlust mehr an 
eigener Krankheit hat. Den Gegensatz zur „An-Gewöhnung“ bildet die 
„Ab-Gewöhnung“, den Gegensatz zum „Sich Etwas an-gewöhnen“ 
bildet das „Sich Etwas ab-gewöhnen“. Einen besonderen Fall 
der „An-Gewöhnung“ stellt der „Übergang von einer Hand- 
lungs-Wiederholung kraft identischen Wollens zu einer 
Triebwirkenswiederholung“ dar, welcher vorliegt, wenn jemand 
jene eigenen leiblichen Veränderungen, welche er bisher wiederholt auf 
Sander, Alle. Gesellschaftslehre.
	        
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