Full text: Die drei Nationalökonomien

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2, Die Ausdehnung des naturwissenschaftlichen Denkens auf 
Seele und Geist » 
Diese Ausdehnung erfolgt durch die Vermitilung der sogenannten 
\ssoziationspsychologie, die die theoretische Grundlage für die 
‚Experimentalpsychologie““ (älteren Stils). abgibt. Die Assoziations- 
psychologie ist im Vaterlande Newtons, dessen Lehren auch sie ihre 
Entstehung verdankt, zur Entwicklung gelangt: sie wurde von Hume 
und Hartley begründet, erstmalig von James Mill umfassend dar- 
gestellt und von John Stuart Mill (dem Sohn) zum Systeme aus- 
gebaut. In dessen „Logik“ hat sie ihre klassische Prägung erfahren. 
Diese „erklärende‘“ Psychologie, wie sie Dilthey nennt, geht 
— und das ist das, was ihr Verfahren als naturwissenschaftliches 
kennzeichnet — ebenfalls auf „letzte Elemente‘‘, die sich auch in 
der Seele finden ‘sollen, zurück, das sind die „Empfindungen“, die 
also den Elektronen in der Physik, den Elementen in der Chemie, 
den Zellen in der Physiologie entsprechen, beobachtet deren Be- 
wegungen und ordnet diese in Formeln, den sogenannten „Gesetzen“. 
Die Bewegung dieser letzten Elemente bringt die „Ideen“ hervor, das 
sind „sekundäre‘“ Geisteszustände: „die Ideen . . . werden durch unsere 
Eindrücke oder durch andere Ideen nach gewissen Gesetzen, welche 
Gesetze der Ideenassoziation heißen, erregt‘“15, Die Vorgänge bei der 
Bildung der Ideen entspricht, mehr den chemischen als den physi- 
kalischen Vorgängen, weshalb Mill auch von einer „psychischen 
Chemie‘ spricht.. „Wenn einfache Ideen oder Gefühle sich zu- 
zammensetzen, so können sie einen Zustand erzeugen, welcher für 
die innere Wahrnehmung einfach und zugleich qualitativ ganz ver- 
schieden ist von den Faktoren, die ihn hervorgebracht haben.“ Die 
Assoziationspsychologie erklärt also das Seelenleben, nach Analogie 
der übrigen Naturvorgänge, aus einer Art mechanistischer Denk- 
bewegung. 
Diese Elementarpsychologie wird dann ergänzt durch die SOge- 
nannte „„Ethologie‘‘, eine Wissenschaft, die die Charakterbildung 
zu erfassen hat. „Die Gesetze der Charakterbildung sind derivative, 
aus den allgemeinen Gesetzen des Geistes hervorgehende Gesetze und 
15 3. Si. Mill, Logik; deutsch von J. Schiel. 3. Aufl. 1868. 2, S. 459.
	        
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