Full text: Die drei Nationalökonomien

Entweder nämlich kann man an das menschliche Handeln den 
Maßstab einer Maxime anlegen, das heißt es rationalistisch be- 
urteilen und etwa sagen: Wirtschaften bedeutet Handeln nach dem 
„ökonomischen Prinzip“, d. h. nach dem Grundsatz: erziele einen 
Erfolg mit dem geringsten Aufwande, und kann dann etwa noch von 
Wirtschaft sprechen, um einen Zustand zu bezeichnen, der diesem 
Prinzip gemäß gestaltet ist, so etwa wenn man die Wendung ge- 
braucht: „die Wirtschaft der Natur‘, wo das Wort Wirtschaft doch 
offenbar zum Ausdruck bringen soll, daß die Anordnung oder die 
Vorgänge in der Natur dem „ökonomischen Prinzip‘ gerecht werden. 
Wirtschaft oder Wirtschaften bedeutet hier also ‚richtige‘“ Mittel- 
wahl bei gegebenem Zweck. 
Oder man kann unter Wirtschaften das einem bestimmten Inter- 
esse dienende, nämlich das auf den höchsten Nutzeffekt ausgerichtete 
Handeln verstehen, wobei man den „Nutzen“ meist dem Genusse oder 
gar dem „Glücke“ gleichsetzt. Das Wort Wirtschaft bekommt hier 
also eine psychologistische oder genauer: sensualistische 
Prägung, „Das Einheitliche, was den wirtschaftlichen Handlungen 
und Beziehungen der‘ Menschen und den Einrichtungen und Ver- 
anstaltungen, die sie dafür geschaffen haben, zugrunde liegt, also das 
[dentitätsprinzip der ökonomischen Wissenschaft (liegt) nicht in der 
Sachgüterbeschaffung, sondern (beruht) in einer besonderen Art von 
Erwägungen, die auf einem Gegenüberstellen und Vergleichen von 
Nutzen und Kosten, rein psychisch aufgefaßt, mit dem Ziel eines 
möglichst großen Nutzenüberschusses, Genusses beruhen?.‘ Es han- 
delt sich hier also um Zweckwahl bei gegebenen Mitteln. 
Beide Spielarten der formalistischen Auffassung von der Wirt- 
schaft, sowohl die rationalistische als die sensualistische, haben An- 
hänger gefunden, ohne daß alle sich der Tragweite ihrer Ansichten 
bewußt geworden wären. Wir müssen uns nämlich klar darüber sein, 
daß beide genannte Auffassungen mit Notwendigkeit dazu führen, 
Jie Nationalökonomie zu einer Universalwissenschaft zu machen, weil 
beide Grundsätze: „Handle nach dem ‚ökonomischen‘ Prinzip‘ und: 
„Folge dem Nutzprinzipe“ ganz allgemeine menschliche Verhaltungs- 
3 Robert Liefmann, a. a. O0. 5. 115.
	        
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