Full text: Die drei Nationalökonomien

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zemeines und Besonderes sich für die Anschauung und nicht den 
Begriff möglichst durchdrungen zeigen.“ 5 
Wir aber, die wir Geistwissenschaft treiben wollen, müssen hin- 
durchzusteuern versuchen zwischen der naturwissenschaftlichen 
‘nomothetischen) Denkweise, die dem Geist nicht gerecht wird und 
allem Historismus, Deskriptivismus, Irrationalismus, Romantizismus, 
die sämtlich unserem wissenschaftlichen Bedürfnis nicht Genüge 
hun. 
Welchen Kurs wir halten müssen, um Szylla und Charybdis 
zleicherweise zu vermeiden, werden die folgenden Kapitel zeigen. 
Leicht läßt sich 
3. der Teleologismus als Abweg nachweisen, der vom Ziel einer 
sinnvoll aufgebauten Geistwissenschaft abführt. Auf ihn sind manche 
zeraten, die den Spuren Rudolf Stammlers gefolgt sind. Vielleicht 
liegt hier nur ein Mißverständnis vor. 
Der sehr richtige und sehr wichtige Grundgedanke des Stammler- 
schen Buches, das ich oben schon als eines der bahnbrechenden Werke 
der neuen geistwissenschaftlichen Richtung rühmend hervorgehoben 
habe, ist der: daß alles menschliche Tun in der Gesellschaft auf einer 
„Ordnung“ beruht, das heißt also geregeltes Tun ist. Daß cs un- 
zweckmäßig ist, wie es Stammler will, allen ‚,Inhalt‘“ des Gesell- 
schaftslebens als „Wirtschaft‘““ zu bezeichnen, daß es sich vielmehr 
empfiehlt, die Sphäre der „Wirtschaft“ als besonderen Bereich ab- 
zugrenzen, sagte ich schon. (Siehe oben S. 6.) 
Aber das steht hier nicht in Frage, wo es sich vielmehr darum 
handelt, die Folgerung abzulehnen, die Stammler aus seiner Grund- 
these für die Wahl der Forschungsweise in den Kulturwissenschaften 
zieht. Diese könne nämlich, so meint er, niemals die „kausale‘‘, son- 
lern müsse die „tieleologische‘“ sein. Das heißt: der Gesellschafts- 
forscher, etwa der Nationalökonom, könne die Erscheinungen niemals 
ünter der Kategorie von Ursache — Wirkung, sondern immer nur 
anter der von Mittel — Zweck ordnen. Er begründet seine Ansicht 
eben mit dem Hinweis auf die „Geordnetheit‘“ des menschlichen 
Handelns. Dieses unterstehe also stets einer bestimmten Ordnung, 
59 |K Tröltsch. Ges. Schriften, 3, 293.
	        
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