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Erst wenn eine gemeinsame Idee der Produktion und Verteilung
selbst in noch so primitiver. Form vorhanden ist, kann der einzelne
daran teilnehmen; erst wenn ein gemeinsames Werten in einem Gute
(dem Gelde) stattfindet, kann der einzelne eine Tauschhandlung vor-
nehmen und gleichsam eintreten in diesen von der Gesellschaft, ge-
bildeten Kreis. Daher die Unmöglichkeit des wirtschaftlichen Ver-
kehrs zwischen Menschen, die sich nicht verstehen, die nichts Gemein-
sames verbindet. Max Adler*% spricht sogar von einer besonderen
Form des Bewußtseins, vermöge dessen jedes Einzelich sich unmittel-
bar in allen seinen geistigen Betätigungen nur als Exemplar einer
Gattung erlebt, also unmittelbar ausgerichtet ist auf artgleiches
Bewußtsein der Nebenmenschen.
Aus der sozialen Natur der Nationalökonomie folgt, daß die oft
gemachte Unterscheidung zwischen „natürlichen“ und „sozialen“
Kategorien in unserer Wissenschaft falsch ist. Darum hat es ‚vor
Jahren einmal einen erbitterten Streit gegeben, der heute aber wohl
— ich hoffe es wenigstens — dahin entschieden ist, daß jede Kate-
gorie der Nationalökonomie eine sozialwissenschaftliche ist, auch wenn
es manchmal nicht den Anschein hat.
Aus der sozialen Natur der Nationalökonomie folgt aber ferner,
daß es ebenfalls falsch ist, diese in einen Gegensatz zur Soziologie
zu stellen oder von „ökonomischen“ und „soziologischen‘“ Richtungen
oder Einstellungen in der Nationalökonomie zu reden. National-
ökcnomie ist vielmehr Soziologie, das heißt eine Wissenschaft vom
menschlichen Zusammenleben. Es gibt in unserer Wissenschaft auch
nicht einmal ein Sachgebiet des „Ökonomischen‘‘, das man ohne Be-
ziehung auf das Gesellschaftliche behandeln könnte, wie etwa das
Sachgebiet der Religion, der Kunst, der Wissenschaft. Diese Ideen
können ohne Verwirklichung in der Gesellschaft wenigstens gedacht
6% Max Adler, Marxistische Probleme. 1913. S. 315. Vgl. desselben Kau-
salität und. Teleologie. S. 373 u. ö., und A. Labriola, I valore dell’ economia
politica. 1912. Cap. Hl.
65 Siehe z. B. die Polemik zwischen H. Dietzel und R. Stolzmann.
H. Dietzel, Theoretische Sozialökonomik. 1895; derselbe, Art. Selbstinteresse
und Methodenstreit im Handwörterbuch der Staatswiss. 3. Aufl. R. Stolzmann,
Die soziale Kategorie in der Volkswirtschaft. 1896; derselhe, Der Zweck in der
Volkswirtschaft. 1907.
Sombart, Die drei Nationalökonomien