Full text: Die drei Nationalökonomien

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wie überhaupt in keiner Ganzheit‘“%®; an Stelle der Kausalität soll 
„Umschichtung“, Umgliederung der Mittel treten. So richtig das für 
die Sphäre des Geistes gedacht ist, so falsch ist es für die Sphäre des 
Lebens, in der sich alle Kultur und somit auch alle Wirtschaft be- 
wegt. Für diese gilt aber gerade die Kategorie der Kausalität, Wir 
wissen heute doch wohl, daß diese aus dem Urerlebnis des Wirkens 
überhaupt erst entstanden ist, das dann erst auf die Vorgänge in 
der Natur übertragen wurde. Ich will hier Scheler sprechen lassen, 
der in einer seiner letzten und tiefsten Schriften diesen Sachverhalt 
mit mustergültiger Klarheit dargelegt hat?: „Auch der Kausalbegriff 
hat seinen Ursprung in der Auswirkung des Vitalzentrums eines 
Lebewesens auf die Umwelt. Daß ich ein Projekt als durch mich 
und mein Tun nach einiger Zeit verwirklicht vorfinde, darin habe 
ich das Urphänomen, an dem der Kern der Kausalkategorie, das 
‚Wirken‘ reflexiv erfaßbar ist... Die Evidenz, ‚dies Sosein ist real 
geworden durch mich‘, ist völlig unabhängig von der Erkenntnis, 
wie solches stattfinde und erfolge; sie ist ebenso sonnenklar als 
das Wie dunkel ist. Auch liegt diese Urerfahrung viel früher als 
alle Scheidung, die ich an mir selbst zwischen Leib, Seele, Körper 
u. dgl. vornehme. Sie ist auch unabhängig von allem Ichbewußt- 
sein und Icherleben. Auch in der ekstatischen Triebhandlung, bei 
der der Triebimpuls ohne vorhergehende Ichbeziehung in Verwirk- 
lichung sich umsetzt, ist ein ‚Beispiel‘ für dieses ‚Wirken‘ gegeben. 
Ist das Urerlebnis der Kausalität an solchem Beispiel gegeben und 
wird in Reflexion auf das Erlebnis die Kausalkategorie erfaßt, so 
wird eben diese Kategorie auch auf das Verhalten der Umweltdinge 
untereinander übertragen.“ 
Dieser letzte Schritt führt in die Metaphysik hinüber, denn die 
Annahme eines ursächlichen Zusammenhangs in den Naturdingen 
deutet etwas in die Natur hinein, enthält eine Behauptung, die nicht 
% Othm. Spann, Kategorienlehre. 1924. S, 6ff. Vgl. die Auseinandersetzung 
Spanns mit Max Adler auf dem 5. Deutschen Soziologentag in Wien 1926 und 
seinen Nachtrag in den Kölner Vierteljahrsheften für Soziologie 1927. 
% Max Scheler, Idealismus und Realismus im Philosophischen Anzeiger 
2, 319/20. Vgl. auch die schönen Schriften von Julius Schultz, Psychologie 
der Axiome, 1899, und Die Bilder der Materie, 1905, und jetzt wieder 
M. Heidegger, Sein und Zeit. 2. Aufl. 1926.
	        
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