Full text: Die drei Nationalökonomien

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mus unterschieden. Diese Terminologie hat sich heute schon ein- 
gebürgert%, 
Man kann num die einzelnen Wirtschaftsbereiche, für die man 
eine „Wirtschaftspsychologie‘“ herausarbeitet, auch noch weiter geo- 
graphisch abgrenzen und die Eigenheit der: wirtschaftlichen 
Wirkungszusammenhänge etwa in den Volkswirtschaften der einzel- 
nen Länder, in einem Lande alter Kultur und in einem Kolonial- 
lande, in einem kleinen und in einem großen Lande usw. aufweisen, 
Das bleibt letzten Endes dem Takt des Forschers überlassen. . 
3. Da es die Aufgabe einer systematischen Kulturwissenschaft wie 
der Nationalökonomie ist, Massenerscheinungen zu deuten, so ist es die 
Aufgabe des Seelverstehens in einer solchen Wissenschaft, die den 
Wiederholungen sozialen Geschehens zugrunde liegenden Motivreihen 
aufzudecken. Die Nationalökonomie wird sich also nicht damit be- 
schäftigen, Einzelmotive aufzuspüren, etwa danach zu fragen: was 
Herrn Hugo Stinnes zum Aufbau seines Riesenkonzerns bewogen hat, 
sondern sie wird reale Durchschnittsmotivationen in typisch 
wiederkehrenden Motivreihen zu ermitteln und sie in konkreten 
Motivationstypen darzustellen sich angelegen sein lassen. 
Diese realen Motivationstypen, über deren Bildung im folgenden 
Kapitel noch einiges zu bemerken sein wird, sind nicht zu verwechseln 
mit bestimmten Fiktionen, wie dem homo oeconomicus, über 
dessen Rolle in unserem Spiel ich mich ebenfalls noch zu äußern 
habe: siehe das fünfzehnte Kapitel! Vielmehr sind diese Molivalions- 
typen, die die seelenverstehende Forschung .herauszuarbeiten hat, 
Menschen von Fleisch und Blut, die uns jeden Augenblick im Leben 
begegnen können. Wie ich mir die Lösung der hier gestellten Auf- 
vabe denke, kann man ersehen an den Typen, die ich in meinem 
„Bourgeois‘‘ und im. „Modernen Kapitalismus‘ aufgestellt habe%, 
Im übrigen verweise ich noch einmal auf das folgende Kapitel. 
3. Die Grenzen des Verstehens 
Von Grenzen des Verstehens und somit Unanwendbarkeit des ver- 
stehenden Verfahrens können wir dort noch nicht sprechen, wo 
7% Näheres siehe in meiner „Ordnung des Wirtschaftslebens‘. 2, Aufl. 1925. 
3, 3of, 
9 Vgl. die in Anm. 108 angeführte Literatur.
	        
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