Full text: Die drei Nationalökonomien

265 
eine Vorbereitung für die Lösung der Aufgabe, die uns gestellt ist: 
die Gleichförmigkeiten, die das Wirtschaftsleben aufweist, zu ver- 
stehen, also die Frage zu beantworten: Warum gibt es Gleich- 
förmigkeiten in der Wirtschaft? 
Um die Antwort auf diese Frage zu finden, werden wir unser 
Augenmerk richten müssen auf die beiden Bestandteile, aus denen 
soziales Geschehen sich zusammensetzt: die Handlungen der Men- 
schen, ihre Motive und Zwecksetzungen, das heißt: die ‚Trieb- 
kräfte‘ einerseits, die Bedingungen, unter denen gehandelt wird, 
andererseits, oder was dasselbe ist: die Causa causans und die Causae 
occasionales, die Potentia und ‚die Complementa possibilitatis in 
Aristotelischer Sprechweise. 
Die Gleichförmigkeit des sozialen Geschehens kommt zustande 
einerseits durch die Gleichförmigkeit der Motivation. Und zwar 
dadurch, daß 
ı. die Motivationsgrundlage dieselbe ist. 
Der menschliche Wille wird von uns als frei angenommen (siehe 
oben S. 224f.). „Kein Mensch muß müssen.“ Aber — ein bestimmter 
Charakter muß müssen, das heißt: muß bestimmte Entschlüsse 
fassen. Mit einem bestimmten Charakter sind bestimmte Handlungen 
„notwendig“ verbunden: sie erfolgen „nach dem Gesetz, nach dem 
du angetreten‘. Wenn sich also Gleichförmigkeiten der Charakter- 
bildung nachweisen ließen, würde hier ein Grund liegen für gleich- 
förmige Motive und Handlungen. Eine solche gleichartige Motiv- 
grundlage wird nun geschaffen sowohl durch den Geist als durch 
das Blut. 
Der Geist bildet die einheitliche Motivgrundlage dadurch, daß 
er so etwas wie eine gleiche, geistige Atmosphäre herstellt, aus der 
heraus gehandelt wird. Sie ist das Erzeugnis der Normen und der 
Werte der Menschen, die die geistige Welt schaffen, und wird 
— schlecht — als Kollektivbewußtsein bezeichnet. Sie stellt sich dar 
als ein bestimmtes „Ethos‘, eine einheitliche „Wertestruktur‘“, die 
für die Angehörigen eines bestimmten Kreises „gilt‘‘, das heißt, die 
Voraussetzung für ihr Handeln bildet. 
Die räumliche Ausdehnung dieser gleichen, geistigen Atmosphäre 
ist verschieden groß. Sie wird für uns vor allem gebildet durch die
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.