Full text: Die drei Nationalökonomien

5: 
von der Wirtschaft — zwei grundverschiedene wirtschaftliche Tätig- 
keiten und Lehren davon: die 0tx0vopıXn = XTNTIAN KATA QUGLY, das 
ist die „richtige‘“ Wirtschaft, nämlich diejenige, die der Befriedigung 
vernünftiger Bedürfnisse dient, und im 0oıxoc mit angegliedertem 
einfachem Tauschverkehr sich abspielt und die ypnuwartıorLKEM, das 
ist die unnatürliche, unerlaubte Art zu wirtschaften, nämlich die 
auf die Erzielung von Gewinn eingestellte Wirtschaft, die verwerflich 
ist vor allem in der Gestalt der Geldleihe, des Zinsdarlehns: es ist 
unnatürlich, daß Geld „Junge‘“ kriegt (Spiel mit dem Doppelsinn 
des Wortes toxoc). 
Während nun Aristoteles über die „richtige“ Wirtschaft sehr 
viele noch heute beachtenswerte Bemerkungen gemacht hat, auf die 
ich natürlich in diesem Zusammenhange nicht einzugehen brauche, 
erledigt er die Erwerbswirtschaft mit einigen verächtlichen Bemer- 
kungen. Er hält sie, wie’es Salin treffend ausdrückt, der Analyse 
nicht für wert, sondern wirft sie aus der Polis heraus: richtende 
Nationalökonomie! 
b) Die Hochblüte der Scholastik 
Zu ihrer höchsten Ausbildung gelangt dann die scholastische Natio- 
nalökonomie wie bekannt in den Schriften der mittelalterlichen Theo- 
logen, vor allem bei Thomas von Aquino im 13. Jahrhundert und 
bei den Spätscholastikern Antoninus von Florenz und Bernhard 
von Siena im 15. Jahrhundert. 
Wie bei Aristoteles einen Teil seines philosophischen Systems, 
so bildet die Lehre von der Wirtschaft bei den mittelalterlichen Scho- 
lastikern einen Zweig innerhalb ihres theologischen Systems. Sie ist 
jetzt theonom. Das einigende Band ist nicht mehr die Polis, sondern 
das Christentum. Als Aufgabe der Erkenntnis erscheint nicht sowohl 
die Ergründung des ausführlichen Zusammenhanges der Kinzel- 
erscheinungen als ihrer ideellen Bedeutung, das heißt ihrer Stellung 
im Kosmos, ihrer Bedeutung im Hinblick auf den göttlichen Welten- 
plan. Wobei es dem Menschen vorbehalten bleibt, in seiner Freiheit, 
den richtigen oder einen falschen Platz einzunehmen. Ihn auf den 
richtigen Weg zu führen, ist die vornehmste Aufgabe der Erkenntnis. 
Dieser richtige Weg ist vorgezeichnet in dem ewigen Gesetz. Dieses
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.