Full text: Der Weltmarkt 1913 und heute

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höhten Besteuerung noch der Nachteil, daß die Art der Besteuerung 
sine häufig höchst unvollkommene und dadurch die Produktions- 
kosten besonders belastende ist. Es sei nur an die Umsatzbesteue- 
rung im Deutschen Reiche erinnert, die die einzelnen Waren von 
ihrem ersten Erzeugungsstadium bis zum letzten Konsumenten häu- 
Hg mit 6,8 und 10% belastet. Das durch die Reparationsverschuldung 
der deutschen Finanzpolitik aufgezwungene Bestreben, „das Geld 
zu nehmen, wo es nur zu nehmen ist“, führt leider zu einer Vernach- 
lässigung aller bisherigen Regeln der Steuerkunst, in erster Linie 
zum Nachteil der produzierenden Kreise. Einige Beispiele für die 
steuerliche Mehrbelastung der Industrieerzeugnisse im Vergleich zur 
Vorkriegszeit seien gegeben?’): Im Ruhrkohlenbergbau liegt heute 
auf der Tonne Kohle eine Steuer von 7% des Erzeugerpreises, gegen- 
über 1,8% der Vorkriegszeit. In der Eisen- und Stahlindustrie be- 
irug vor dem Kriege die Steuerbelastung je Tonne Rohstahl 2,10 
Goldmark, heute ist sie auf 10—11 Goldmark gestiegen. Die Ge- 
samtsteuerlast dieser Industrie wird auf das neunfache der Vor- 
kriegszeit geschätzt, bei erheblich verringertem Umsatz. Für die 
deutsche Textilindustrie liegt das Ergebnis einer sorgfältigen und 
umfangreichen Erhebung für 12 Betriebe der Spinnereibranche vor, 
wonach im ersten Halbjahr 1924 bei 100 kg Kammgarn die Steuer- 
last das 16fache der Vorkriegszeit betrug. Was nun die stärkere 
Sozialbelastung der deutschen Wirtschaft angeht, so sei, ohne die 
Einzelheiten hier näher auszuführen, darauf hingewiesen, daß nach 
einer Veröffentlichung amtlicher Art die gesamte Soziallast der 
deutschen Wirtschaft in der Gegenwart mit 1610 Milliarden Gold- 
mark im Jahre beziffert wird. Dies bedeutet rund 500 Millionen 
Goldmark mehr als im Jahre 1913.38) Andere, private Schätzungen 
geben die Ziffern noch höher an. So berechnet sie Dr. Tänzler mit 
1,9 Milliarden Goldmark, was eine Steigerung von ca. 70% gegen- 
über der Friedenszeit bedeuten würde, während nach den amtlichen 
Ziffern eine solche von 61% in Frage käme.??) 
Die Steuerlast in Deutschland 
37) Vgl. Geschäftsbericht der Vereinigung deutscher Arbeitgeberver- 
bände 1925. S, 144/45. 
38) Vgl. Reichsarbeitsblatt Nr. 2 vom 8. Januar. 
39) Vgl. Geschäftsbericht der Vereinigung deutscher Arbeitgeberver- 
bände 1925. S. 91.
	        
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