Full text: Der Weltmarkt 1913 und heute

Vergleiche aus der Napoleonischen Zeit 
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JIIL DIE VERRINGERUNG DES WELTWIRTSCHAFTLICHEN 
WARENABSATZES ALS WIRKUNG DER VERSTÄRKTEN 
SELBSTVERSORGUNG 
i. DIE ALLGEMEINE TENDENZ GRÖSSERER WIRTSCHAFTSAUTO- 
NOMIE NACH DEM WELTKRIEGE 
Das Bestreben nach größerer Selbstversorgung, zumeist unter 
besonderer Betonung der „Notwendigkeit“, sich von Einfuhren zu 
emanzipieren, macht sich seit dem Abschluß des Weltkrieges in 
fast allen Ländern, freilich besonders stark in überseeischen Län- 
dern, bemerkbar. Die Ursachen hierfür sind verschiedener Art. 
Überall wo bisher in der Geschichte Kriege zu einer Absperrung 
einzelner Länder von dem Weltmarkt geführt haben, kann man das 
Bestreben der an solcher Absperrung profitierenden Interessenten 
erkennen, die Wirkungen derselben auch im Frieden nicht preis- 
zugeben. Die Wirkung der napoleonischen Kontinentalsperre war, 
daß die englischen Grundbesitzer durch hohe Getreidezölle den 
Versuch machten, die durch die Absperrung Englands von der Ein- 
fuhr erhöhten Grund- und Pachtrenten auch nach 1815 festzuhalten. 
Gleichzeitig suchte sich der Kontinent durch Zollschutz von der eng- 
lischen Industrie zu schützen, da es hieß, daß auf die Invasion der 
iranzösischen Krieger die Invasion der englischen Waren folgen 
werde. Erst mit dem Jahre 1846, der Beseitigung des Schutzzoll- 
systems in England, begann eine freihändlerische Epoche die schutz- 
zöllnerischen Nachwirkungen der napoleonischen Kriege in der gan- 
zen Welt abzulösen.58) 
58) Sehr interessant ist die gleiche Entwicklung in den Vereinigten 
Staaten. In seiner handelspolitischen Geschichte der Vereinigten Staa- 
ten „The Tariff History of the United States“, London 1914, schreibt 
Prof. Taussig (S. 23) über die Zeit nach 1819: „Die Abnahme der 
auswärtigen Nachfrage und das Fallen der Preise der Stapelartikel 
entfachte natürlich einen Schrei nach Sicherung des heimischen Mark- 
tes.‘ Vgl. auch S, 191%.
	        
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