Full text: Der Weltmarkt 1913 und heute

Die indische Textilindustrie 
SE 
c) INDIEN 
Ganz anders ist das Bild der gesteigerten und für die euro- 
päischen Exportmärkte überaus bedeutsamen Selbstversorgung 
Indiens. 
Hier konzentriert sich das Interesse auf die Textilindustrie. Die 
Heranbildung einer eigenen Baumwollfabrikation ist ein Ideal In- 
diens seit langem gewesen und niemand wurde in Indien als ge- 
fährlicherer Konkurrent angesehen als das Mutterland. Die politi- 
schen Mißstimmungen verstärkten das Bestreben, Lancashire durch 
indische Erzeugnisse zu ersetzen. Diese Bestrebungen kamen — wir 
sehen hier von der in einem anderen Abschnitt zu besprechenden 
Zollpolitik ab — vor allem in der Schaffung von staatlichen Organen 
zum Ausdruck, welche die Verselbständigung des wirtschaftlichen 
Indiens fördern sollen. Man findet eine Indian Industrial Commis- 
sion, die zu Ende des Krieges einen Imperial Industries Board schafft, 
In jeder einzelnen Provinz wurden daraufhin besondere Industrie- 
ämter vorgesehen. Der Exekutivbevollmächtigte dieser Ämter hat 
sich mit der Entwicklung der Industrie in seiner Provinz zu beschäf- 
tigen, dieselbe anzuregen, ihr wichtige Nachrichten zu geben. Auch 
eine beginnende sozialpolitische Gesetzgebung (Indian Factories 
Amendment Act 1922) zeichnet diese neue Entwicklung aus. 
Was nun die Resultate dieser Förderungspolitik angeht, so 
kommt natürlich in erster Linie eine Betrachtung der Textilindustrie 
in Frage. Hier zeigt es sich, daß weder die Zunahme der Spindel- 
zahl, noch die Herstellung von Baumwollgarnen als Ganzes eine 
besonders markante Zunahme seit 1913 zeigt. Die Zahl der Spin- 
deln betrug im Jahre 1913 6495012, sie stiegen dann im Jahre 1911 
auf fast 7 Millionen, werden aber für das Jahr 1922 auch nicht höher 
als 6,8 Millionen angegeben.?°) Selbst gemessen an der Welt-Spin- 
delzahl von 1913, die 142 Millionen betrug, ist das keine ins Gewicht 
fallende Ziffer. Bei der Erzeugung von Garnen ist zwischen der 
Herstellung feinerer und gröberer Garne wesentlich zu unterschei- 
den. Nach den Angaben des indischen Handelskommissars H. A, 
Lindsay scheint ein Fortschritt der Erzeugung nur in der Herstel- 
70) Vgl. Statesmans Yearbook 1917, S. 145 und 1925, S. 148.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.