vom Ideal einer Pendelwanderungsstatistik mehr oder minder weit ent-
fernt,. Die Grundlage müsste die Auszählung der Pendlernach
lem Wohnort wie auch nach dem Arbeitsort bilden, denn
nur mit Hilfe dieser Doppelauszählung lassen sich die eigentlichen Pro-
hleme der modernen Pendelbewegung zahlenmässig beleuchten. Voran
steht hier die Frage der personellen Verflechtung einer Grosstadt, eines
industriellen Arbeitsortes oder auch eines ganzen Industriegebietes mit
seinem näheren und ferneren Hinterland. Die Auszählung von beiden
Gesichtspunkten aus vermittelt ein Bild, inwieweit. jede einzelne Ge-
neinde durch den Mehrempfang oder die Mehrabgabe von Arbeits-
kräften als Arbeitsort oder als Wohnort in Betracht kommt. Mit den
Ergebnissen dieser Auszählungen lässt sich bequem für jeden Arbeits-
rt das sogenannte Pendler-Einzugsgebiet, d.h. der geogra-
phische Raum bilden, aus dem er seinen Pendlerbedarf deckt. Die Form
Jlieses Raumes wird selten eine Art „Ring” oder sonst ein Gebilde kreis-
förmiger Natur sein, denn bei der Pendelwanderung bemessen sich die
Entfernungen weder nach Luftlinien noch nach Wegstrecken, sondern
nach der günstigsten und billigsten Verkehrsgelegenheit. Die Wohnorte
der Grosstadt- und Industriependler liegen hautsächlich am den strah-
lenförmig nach allen Seiten hin auszweigenden Eisenbahnen, Strassen-
bahnen, Automobil- und Ausfallstrassen. Das Einzugsgebiet ist demnach
in der Regel ein sternförmiges Gebilde, dessen Auszackungen den wich-
;jigeren Verkehrslinien folgen. Die Grösse der einzelnen Auszackung ist
Jabei ganz wesentlich von der Gestaltung der Fahrpläne, der Fahrzeiten
und der Beförderungskosten beeinflusst.
In ähnlicher Weise lässt sich beim Wohnort das Pendler-Aus-
strahlungsgebiet festlegen, d.h. der geographische Raum um-
yrenzen, in den ein Wohnort seine Pendler abgibt. Dieser Raum ist meist
viel kleiner, weil der Wohnort den Grossteil seiner Pendler in der Regel
aur an einen oder nur an verhältnismässig wenige benachbarte Arbeits-
orte schickt, während beim Arbeitsort die Pendler mehr oder minder
von allen Seiten zusammenströmen. Das Fernpendeln einer grösseren
Arbeiterzahl und das Pendeln nach verschiedenen Richtungen findet nur
bei Wohngemeinden statt, die — wenn man sich so ausdrücken darf — auf
der Pendelscheide zwischen mehreren Arbeitsorten als Anziehungs-
brennpunkten liegen.
Die Auszählung nach dem Wohn- und Arbeitsort enthüllt die per-
sonelle Verbundenheit der Abgabe- und der Empfangsgemeinden und
>ffenbart die ganze Vielgestaltigkeit des heutigen Personenverkehrs-
problems. Da diese personelle Verbundenheit sich auf zahlreichen Ge-
bieten, so auf dem. Gebiet des Wohnungswesens, des Steuerwesens, der
Lebensmittelversorgung u. a. auswirkt, ist die Kenntnis des Umfangs
der Pendelbewegung für die Verwaltungen der Wohn- und Arbeitsorte
von hervorragender Bedeutung, sie spielt hesonders gegenüber den Nach-