gesagt. Du hast mehr Weisheit und Gutes, denn das Ge—
rücht ist, das ich gehört habe.“
In Abessinien erzählt man die Geschichte etwas anders.
Hier verbreitet man sich über die Herkunft der Königin
ebenso eingehend wie die Bibel über die Salomos. Auf
meinen Spaziergängen in Abessiniens Hauptstadt fand ich
die Geschichte überall in Malereien auf Seidenstoffen in
einer so völlig primitiven Form, als ob sie hypermodern
wären, dargestellt. Sie beginnt, wie es sich für eine Helden⸗
sage gehört, mit einem Drachen, der besiegt werden muß.
Die Einwohner von Tigre, einer nördlichen abessinischen
Provinz, lebten in Furcht vor einem Drachen. Sie gingen
zu einem ihrer starken Männer und boten ihm an, ihn zu
ihrem König zu machen, wenn er den Drachen töten würde,
was er auch tat. Nach seiner Krönung zeugte er ein Kind,
ein kleines Mädchen mit Namen Makeda, die spätere Köni—
gin von Saba. Diese gab einem Kaufmann aus Jerusalem,
der ihr von der Weisheit und dem Reichtum seines Königs
erzählt hatte, einen Brief und Spezereien für Salomo mit.
Niemand weiß, was in dem Brief gestanden hat, ob die
Königin Salomo darin mitteilte, daß sie im Begriff sei,
eine Reise anzutreten, um ihn zu besuchen, oder ob es eine
UÜberraschung für ihn war, als sie mit ihrem riesenhaften
Gefolge vor den Toren seines Palastes erschien. Man hielt
ein Gastmahl, dem die Frauen aus Salomos Harem durch
das Gitterwerk zuschauten. Danach fand eine Begegnung
in Salomos Schlafzimmer statt, wohin die Königin ge—
gangen war, um ein Glas Wasser zu trinken, denn das
Essen war sehr salzig gewesen. Schließlich kehrte die Köni—⸗
gin in ihr Land zurück und nach entsprechender Zeit gebar
sie dem Salomo einen Sohn.