Full text: Durch Abessinien und Erythräa

verbrachten, und widmete meine Aufmerksamkeit ihm und 
den Gewehren. 
Diese Vorsicht bewahrte mich aber nicht vor Aufregung 
hinsichtlich meiner Person. So erlebte ich zum Beispiel 
eines Tages, daß der Cavaliere und sein Freund, die auf 
der Verfolgung von Wild begriffen waren, in den Busch ein— 
drangen. Ich blieb währenddessen beim Wagen zurück. Da 
ich mir aber einige Bewegung zu machen wünschte, sagte ich 
dem Chauffeur, ich würde schon vorausgehen und später wie— 
der einsteigen. Die Einsamkeit tat mir wohl. Ich stapfte 
vergnügt dahin, erfreute mich an den Wundern der 
Schöpfung und verfolgte mit Interesse Tierspuren; denn ich 
wußte, daß es überall um mich herum verborgenes Leben 
gab, das mir allerdings, solange es nicht gestört wurde, 
nicht gefährlich werden konnte. Die Dunkelheit brach herein, 
und ich blieb stehen, um auf den Wagen zu warten. Sie 
schienen es nicht sehr eilig zu haben. „Hat der Cavaliere 
inzwischen vielleicht den Kaufmann getötet?“ fragte ich mich. 
Nach einer Wartezeit, die mir Stunden gedauert zu haben 
schien, sah ich in der Ferne die Scheinwerfer des Autos auf— 
blitzen. Plötzlich waren sie wieder verschwunden. Der 
Wagen konnte nicht durch hügeliges Gelände verdeckt sein, 
denn der Weg, den ich zurückgelegt hatte, war einigermaßen 
eben gewesen. Mir kam deutlich zum Bewußtsein, daß ich 
allein war, ohne Nahrung und Wasser, und daß Hyänen 
und andere Tiere meinen Weg kreuzen könnten. „Nicht 
gefährlich, wenn nicht gestört“, hatte ich gedacht, solange es 
Tag war. Aber vielleicht würde schon allein meine An— 
wesenheit hier als Störung aufgefaßt werden. Die Tiere 
konnten ja schließlich nicht wissen, daß ich weder mein Ge— 
wehr noch mein Jagdmesser bei mir, sondern beides dem 
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