Full text: Durch Abessinien und Erythräa

schwatzenden Käufer, die um die Stände für Lebensmittel, 
Wein, Weihrauch und Parfüme, Töpfe mit Bira⸗Bira, mit 
dem man die Fische betäubt, herumstanden. Beim Ver— 
kaufsplatz der Gerber bemerkte ich eine Ochsenhaut, die 
scharlachrot gefürbt war, und hörte, daß sie das übliche Ge⸗ 
schenk für eine Mutter zur Taufe ihres Kindes darstellte. 
Ein auf dem Boden hockender Kaufmann hatte silberne und 
goldene Geschmeide ausgelegt. Bei ihm sah ich Dutzende 
von Kreuzen, die das am meisten verbreitete abessinische 
Schmuckstück bilden. Einige davon hatten die griechische 
Form, andere die lateinische, zweifellos ein UÜberbleibsel 
portugiesischen Einflusses. Der lange Arm von manchen 
dieser Kreuze läuft aus in einen Ohrlöffel, ein Reinigungs- 
instrument, das von den Abessiniern sehr geschätzt wird. Ich 
fand kleine silberne und goldene Plättchen mit einem 
kleinen Holzschaft zum Einstecken in Nasen und Ohren, mit 
durchbrochener Arbeit verzierte silberne Haarnadeln, schwere 
Halsketten und breite Armbänder. Ich kaufte eines der 
Petschafte, die man an Stelle der Unterschrift benutzt und 
über deren Siegelfläche nach dem Tode des Eigentümers 
eine Linie eingraviert werden muß, um einen nachträglichen 
Mißbrauch zu verhindern. 
Man sah aus Pflanzenfasern geflochtene Körbe, bei denen 
man wohl erkennen konnte, ob sie mit schönen einheimischen 
Pflanzenfarben oder mit roher wirkenden eingeführten 
chemischen Produkten gefärbt waren. Kleine aus dem Holz 
der Dum⸗Palme angefertigte Krüge und Töpfe, die als 
Salbengefäße dienen, übten ihre Anziehungskraft auf die 
weiblichen Käufer aus. 
Der Handel vollzog sich meist in der Form des Tausches, 
Geld spielte nur eine geringe Rolle. Patronen wurden als 
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