Full text: Durch Abessinien und Erythräa

Gallas gemeinsam mit anderen, lange im Hawasch-Gebiet 
wohnenden Stämmen ausgesandt, um sie mit den noch 
außerhalb seiner Reichweite liegenden wilderen Galla— 
Völkern zu vermischen; dazu gehören die Stämme der Itu, 
Karayu und Arussi, die, obwohl verwandt, in ständiger 
Fe hest untereinander und aller gegen die Danakils 
eben. 
Alle sind nomadisierende Viehzüchter, zwischen deren 
Stämmen dauernd Kriegszüge stattfinden. Am schlimmsten 
sind ihre Zusammenstöße nach der Regenperiode, wenn der 
Nahrungsüberfluß die Kampflust steigert, wenn selbst, wie 
man sagt, die Pferde mit Milch gemästet werden. Ver— 
—E— 
Ob der besiegte Feind tot oder nur verwundet oder ge— 
fangen genommen ist, auf jeden Fall wird er kastriert und 
das abgetrennte Organ als Siegestrophäe getragen. Diese 
schreckliche Prozedur ist vielleicht ein Überrest des alten 
Phalluskultes, vielleicht geht sie auch zurück auf die reine 
Freude des Arabers an der Grausamkeit. Aber wie dem 
auch sei, sicherlich ist sie das Symbol einer Feindschaft, die 
Generationen überdauert, da dem Besiegten die Fähigkeit 
der Fortpflanzung genommen worden ist. Ohne solche sicht⸗ 
baren Beweise, einen Mann, einen Löwen oder Elefanten 
getötet zu haben, darf kein junger Mann hoffen, eine Frau 
zu finden; sie sind das Zeichen von Mut und Tapferkeit. Der 
weiße Mann wird nicht als Feind betrachtet und ist daher 
sicher vor ihrem Angriff. Aber von allen Feinden ist der 
beherrschende Abessinier der am meisten Gehaßte und am 
heftigsten Verfolgte. 
Ich verdanke meinen Aufenthalt in dieser Gegend der 
Liebenswürdigkeit eines Europäers. Mein Gastgeber war 
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