Gewahrsam hatte, gebracht. „Ich bin oft an der Stelle vor—⸗
beigekommen, wo NVassu gefangen sitzt. Das Gefängnis ist
nur etwa zwanzig Meter vom Wege entfernt, und die
Wache ist so wenig zahlreich, daß ein paar Handgranaten
genügen würden, ihn zu befreien.“ Der Reisende, dem die
unruhigen politischen Verhältnisse in Athiopien und des
Prinzen Hinneigung zum Islam nicht bekannt waren, ver⸗
trat die Ansicht, Lidj Vassus Sturz sei darauf zurückzu—
führen, daß er während des Krieges prodeutsch eingestellt
war. Er habe den Plan gehabt, an der Spitze einer Armee
nach Deutschostafrika zu marschieren und Lettow-Vorbeck zu
Hilfe zu kommen. Daher säße er heute, statt im Gibbi in
Addis Abeba, in den Bergen von Fitsche, gefesselt mit
goldenen Ketten.
Immer und immer wieder hört man in Athiopien die
Geschichte von den goldenen Ketten. Sie geht zurück auf
die Gefangennahme Ras Kassas durch Menelik. Der Be—
siegte hatte goldene Ketten mitgebracht, die er hoffte, Mene—
lik anlegen zu können, und ersuchte diesen, als er selbst be—
siegt wurde, ihn damit zu binden. Menelik entsprach dieser
Bitte und ordnete an, daß künftig kein Fürst, selbst im Falle
eines Angriffs, getötet, sondern gefangengesetzt und mit
goldenen Ketten gefesselt werden sollte.
Bowman und ich waren die einzigen Passagiere, die in
Metahara ausstiegen. Die Landschaft, Ebenen mit einzel—
nen buschbewachsenen Stellen, die in Richtung der weiter
weg liegenden Berge langsam anstieg, erinnerte an gewisse
Gebiete in Arizona. Neben dem kleinen steinernen Sta—
tionsgebäude bildeten einige wenige Hütten nahe der Bahn—
linie die einzigen Anzeichen menschlichen Lebens. Zu sehen
war niemand, aber während unsere Boys das umfang—
5 Norden. Abessinien