Full text: Durch Abessinien und Erythräa

bewohners überhaupt — das Meer zu sehen. Ich tele— 
graphierte nach Addis Abeba um Erlaubnis, Mangist Un 
mit mir zu nehmen; da ich aber bis zu dem für die Abreise 
festgesetzten Zeitpunkt keine Antwort erhielt, hatte ich nicht 
das Herz, mich an unsere Vereinbarung gebunden zu halten. 
Ich empfand Beklemmung, wenn ich an die Wäsche auf der 
Gesandtschaft dachte, aber ich beschloß, daß Mangist Un die 
Reise mitmachen und einen Tag an der See weilen sollte. 
Schlimmstenfalls würde er sechs Tage später in Addis Abeba 
wieder eintreffen, was für Abessinien immerhin noch pünkt— 
lich ist. 
An der Eisenbahnstation Metahara waren verschiedene 
Häuptlinge versammelt, um uns Lebewohl zu sagen. Einige 
küßten uns die Hände, aber im ganzen waren sie doch 
weniger freundlich, als sie sich auf der Plantage gezeigt 
hatten. Photographische Aufnahmen lehnten sie an dieser 
Stelle ab. 
Hier wurde mir erst recht deutlich, daß Neitzels Farm eine 
Stätte der Neutralität und der Freundschaft war. 
Wir verbrachten die Nacht in Hawasch, einem verlassenen 
Dorf, zweiunddreißig Kilometer oder zwei Stunden Bahn— 
fahrt von Metahara entfernt. Als wir am nächsten Morgen 
abfuhren, gab es einige Aufregung, weil ich einen Zusam— 
menstoß mit einem Athiopier höheren Ranges hatte. Der 
Schaffner hatte mich in ein Abteil gewiesen, das bereits von 
zwei mit Schammas bekleideten Eingeborenen, einem Mann 
und einer Frau, besetzt war. Ein schwarzer Sklave stand 
in der Tür, um den Eintritt anderer Fahrgäste zu ver— 
hindern, obwohl im Abteil noch vier Plätze frei waren. Als 
ich versuchte hineinzugehen, packte mich der Sklave und hielt 
mich fest. 
M
	        
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