Full text: Durch Abessinien und Erythräa

hätten. Sie hofften, die gekauften Sklaven durch Erythräa zu 
bringen und sie an der arabischen Küste landen zu können. 
Während ich mich so auf dem Schiff umtat, allerlei sah 
und hörte, fragte ich mich, ob die kleineren Fahrzeuge — 
Segel- oder Ruderboote —, die auf dem Roten Meere hin 
und her fuhren, tatsächlich mehr Romantik in sich bargen 
als der italienische Frachtdampfer, der im Zickzack die afri— 
kanische und die arabische Küste berührte. 
Assab war der erste erythräische Hafen, den wir anliefen. 
Diese früheste italienische Niederlassung auf äthiopischem 
Boden ist noch heute ein Dorf. Weniger als hundert runde 
Grashütten beherbergen die eingeborene Bevölkerung. Aber 
auch ohne daß man die im Winde flatternde Fahne auf dem 
Gouvernementsgebäude sieht, erkennt man, daß man sich in 
einer italienischen Besitzung befindet: Die nackten schwar— 
zen Kinder in den krummen Gassen erheben die Hände zum 
römischen Gruß. Das villenartige Haus des Gouverneurs, 
ein riesiges Zollgebäude nebst Warenlager, ein Gefängnis 
mit hohen grauen Mauern bilden den ganzen italienischen 
Teil des Ortes. Zwei oder drei weiße Lehmbauten dienen 
als Kauf- und Lagerhäuser für die Händler. Aber Assab ist 
nicht ganz ohne Industrie. Gleich jenseits des Dorfes be— 
findet sich an der Küste eine Salzsiederei, und hinter dieser 
erblickt man eine Anzahl kleiner Anpflanzungen von Dattel— 
palmen. Da wir nur anhielten, um Fracht auszuladen und 
einzunehmen, waren wir bald wieder auf Fahrt. Eine Woche 
später landeten wir in Massaua, dem Heimatsort der 
„Somalia“ und dem Hafen, in dem der ganze Handel von 
Abessinien und dem Sudan, auf seiner letzten Wegstrecke 
durch fremdes Land behindert, das Rote Meer erreicht. Mit 
seinen 2500 Einwohnern wirkt Massaua im Vergleich mit 
73
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.