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sichtig Ausgaben und Anleihen beschließen, ohne die Unter
lagen für ihre Kreditwürdigkeit ausreichend zu prüfen. Auf
denselben Mangel geht auch die Tatsache zurück, daß bei
uns der Finanzmann im Kreise der Ministerkollegen, wie in
fast allen andern Beamtenkreisen nicht dasjenige Gewicht
besitzt, das er anderswo hat und das ihm nach der durch
schlagenden Bedeutung seines Ressorts eigentlich zukommt;
denn der Nervus rerum regiert auch heute noch die großen
wie die kleinen Dinge. Gerade hier ist das Bestreben des
Herrn Sydow, die Stellung des Reichsfinanzmannes durch
Festlegung der Zuschüsse der Bundesstaaten überhaupt zu
stärken, von großer Bedeutung; daß er damit nicht etwa den
Etat auf mehrere Jahre hat festlegen und damit das Budget-
recht des Reichstages hat beschneiden wollen, bedarf keiner
Versicherung. Er will sich eben nur gegen die zu weit
gehenden Anforderungen der Spezialressorts schützen.
2. Die zweite Ursache der Schwierigkeiten liegt in der
so geringen Opferwilligkeit des Deutschen für öffentliche
Zwecke. Wohl in keinem zivilisierten Lande macht es der
artige Schwierigkeiten, private Güter für Gemeinzwecke los
zumachen, wie bei uns; das bedarf keines Beweises. Die
Ursache liegt in dem Mangel an Gemeinsinn, wie er den
Deutschen immer noch so unvorteilhaft auszeichnet, den
Deutschen, der da schreit, als wenn die Welt unterginge,
wenn er für sein Bier l j 2 oder 1 / 3 Pf. mehr zahlen soll; der
aber kein Bedenken hat, auf das neunte noch das zehnte
Glas draufzusetzen, und dann wieder in höchster Unzufrieden
heit auf braust, wenn der Feldwebel um ein Millimeter zu
breit ausfällt. Dieser Mangel an Gemeinsinn beruht psycho
logisch auf der geringen Entwicklung des Altruismus, der
die Grundlage jeder Betätigung im Dienste des öffentlichen
Wohles ist. Versteht man unter Kultur wesentlich auch die
Abkehr vom Egoismus, so kommen wir Deutsche noch recht
schlecht weg. Gemeinsinn, aus selbstbekämpftem
Egoismus hervorgehend, muß ein jeder besitzen, der
sich als echter Staatsbürger und als Kulturmensch an-
s'prechen will. Der Gemeinsinn ist eine hohe Kultureigen
schaft, die vor allem in sich begreift die zum Gedeihen der All
gemeinheit absolut notwendige Opfer Willigkeit, verbunden mit
und hervorgegangen aus der Ueberzeugung, daß der Staats
bürger nicht nur dafür da ist, den Schutz und die sonstigen Ent
wicklungsmöglichkeiten der staatlichen Gemeinschaft für seine
Privatwirtschaft und Person zu genießen, sondern daß es
auch seine verdammte Schuldigkeit und Pflicht ist, nach
den eigenen Leistungskräften zu den Lasten der Allgemein