Full text: Merck's Warenlexikon für Handel, Industrie und Gewerbe

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Fruchtsäfte 
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Futtermittel 
Fruchtsäfte (frz. Jus de fruits, engl. Fruit 
Juices) nennt man die in den Zellen der Früchte 
enthaltenen Flüssigkeiten, die durch Auspressen 
der frischen Früchte, bisweilen nach vorhergehen 
der Gärung, gewonnen werden. Sie führen auch 
die Bezeichnung Muttersaft, während die beim 
nochmaligen Auspressen der mit Wasser ange 
rührten Rückstände ablaufen.de verdünnte Lösung 
als Nachpresse bezeichnet wird. Mischungen 
von Muttersaft und Nachpresse sind in deut 
licher Weise zu kennzeichnen. Die F. enthalten 
die löslichen Bestandteile der Früchte, denen sie 
entstammen; Zucker, organische Säuren, Aroma-, 
Färb- und Mineralstoffe sowie in zurücktreten 
der Menge Pektin und Eiweiß. Im Hinblick auf 
ihre geringe Haltbarkeit werden sie entweder, 
wie der Zitronensaft, sterilisiert oder mit Zucker 
versetzt und als sog. Fruchtsirupe, fälschlich 
bisweilen ebenfalls F. genannt, in den Verkehr 
, gebracht. Die F. sind manchen Verfälschungen 
durch Zusatz von Nachpresse, Teerfarbe, Kon 
servierungsmitteln und Stärkesirup ausgesetzt, 
ja es kommen sogar völlige Kunstprodukte aus 
künstlich gefärbtem und parfümiertem Zucker 
sirup in den Handel. Nähere Angaben hierüber 
finden sich in den besonderen Artikeln über ihre 
wichtigsten Vertreter: Himbeersaft, Kirsch 
saft und Zitronensaft. Der Brombeersaft 
besitzt nur geringe Bedeutung. Der Erdbeer 
saft wird meist nur als Sirup hergestellt, in 
dem man die unzerkleinerten Beeren mit Zucker 
vermischt und die Masse nach der freiwillig ein 
tretenden Verflüssigung auspreßt. 
Fruil, ein alkoholfreies Getränk, das durch 
Imprägnieren von Dörrobstauszügen mit Koh 
lensäure hergestellt wird. ' 
Fuchsin (Anilinrot, frz. Rouge d’aniline, 
engl. Aniline red), einer der wichtigsten Teer 
farbstoffe der Triphenylmethanreihe, wird im 
großen aus dem rohen Anilinöl (s. d.), dem sog. 
Rotöl, dargestellt, indem man dasselbe teilweise 
mit Salzsäure neutralisiert, mit Nitrobenzol und 
-toluol sowie etwas Eüenpu ver vermischt und 
auf 190° erhitzt. Die metallisch glänzende 
Schmelze wird mit siedendem Wasser behandelt 
und die erhaltene Lösung des F, mit Kochsalz 
ausgefällt. Nach neueren Verfahren wird F. auch 
durch Behandlung von Anilin mit Formaldehyd 
oder auf elektrolytischem Wege hergestellt, hin 
gegen ist das früher übliche Verfahren der 
Oxydation mit Arsensäure jetzt nahezu völlig 
aufgegeben. F., in chemischer Hinsicht ein Ge 
misch von salzsaurem Rosanilin und Pararos 
anilin, bildet, aus Wasser umkristallisiert, dun 
kelgrüne, metallisch glänzende Kristalle, welche 
sich in Alkohol, Amylalkohol und Wasser mit 
roter Farbe lösen. In Äther unlöslich, wird es 
durch Alkalien sowie Reduktionsmittel entfärbt. 
F., welches früher auch als Magentarot, Sol- 
ferinorot, Rubin, Tirolin usw. verkauft 
wurde, dient zum Färben von Geweben, Leder, 
Nahrungsmitteln, und muß für letzteren Zweck 
völlig arsenfrei sein. Auch bildet es das Aus 
gangsmaterial für die Darstellung von Anilin- 
blau. Neben dem salzsauren Rosanilin findet 
sich auch das in gleicher Weise hergestellte 
essigsaure (Rosein) und salpetersaure Salz 
(Azalein) im Llandel. Durch Behandlung des 
F. mit rauchender Schwefelsäure entsteht die 
Sulfosäure, das sog. Säurefuchsin (Fuch 
sin S, Acid Magenta, Säurerubin, Ru 
bin S), welches den Vorzug hat, auch im sauren 
Bade Wolle und Seide zu färben, aber weniger 
ausgiebig und lichtecht ist. 
Fukcl, mit Sesamöl aus Algen hergestellter, 
angeblich jodhaltiger Auszug, der an Stelle von 
Lebertran angepriesen wird, aber keinerlei Vor 
züge vor letzterem aufweist. 
Furfurol, eine farblose Flüssigkeit von cha 
rakteristischem Geruch, welche durch Destilla 
tion von Kleie mit Säuren gewonnen wird und 
sich auch in verschiedenen alkoholischen Destil 
laten, wie Kognak, Rum usw., vorfindet, hat 
neuerdings eine gewisse Bedeutung für den 
Nachweis von Margarine (s. d.) erlangt, weil es 
mit Sesamöl und rauchender Salzsäure eine in 
tensiv rote Farbe annimmt. 
Fuselöl, Amylalkohol, Amyloxydhydrat 
(lat. Alcohol amylicus, frz. AIcool amylique, engl. 
Fusel oil). Bei der Gärung zuckerhaltiger Flüssig 
keiten entstehen neben Alkohol immer auch kleine 
Mengen von Nebenprodukten, die, obschon we 
niger flüchtig als der Alkohol, doch bei der 
Destillation mit übergehen und dem Spiritus ent 
weder gern gesehene oder mißliebige Eigen 
schaften, je nachdem sie einen guten oder schlech 
ten Geruch und Geschmack haben, verleihen. Je 
nach den Stoffen, aus denen Branntwein destilliert 
wird, besitzen die F. verschiedene Zusammen 
setzung, und darum hat auch von den ver 
schiedenen Branntweinarten — Rum, Kognak, 
Korn-, fcartoffelbranntwein usw. -— eine jede 
ihren besonderen charakteristischen Geruch. Am 
widrigsten ist das Fuselöl des Kartoffelschnapses, 
das hauptsächlich unreinen Amylalkohol dar- 
stellt, weniger unangenehm das Getreidefuselöl, 
da es neben Amylalkohol noch Propylalkohol 
enthält. Der Weinbranntwein oder Kognak hat 
ein noch feineres F. aus Önanthäther und anderen 
fein riechenden flüssigen S,offen. In Deutsch 
land, wo der Spiritus fast lediglich aus Kar 
toffeln gebrannt wird, gewinnt man nur das der 
gärenden Kartoffelmaische entstammende Fusel- 
öl, während Getreidefuselöl zur Aromatisierung 
von Kartoffelschnaps meist aus englischen und 
schottischen Brennereien bezogen wird. Bei der 
gewaltigen Menge von Kartoffelsprit, die Deutsch- 
land erzeugt, fallen ganz beträchtliche Massen 
des unerwünschten Fusels ab. Beim Raffinieren 
des Rohspiritus bleibt das F. zum größten Teil 
in den Rcktifikationsapparaten zurück, schwimmt 
als ölige Schicht auf den wässerigen Rückstän 
den und wird abgeschöpft, bevor man diese 
weglaufen läßt. Vgl. „Amylalkohol“. 
Fußbodenöle nennt man die zur Bekämpfung 
der Staubplage angepriesenen Präparate, welche 
auf die Dielen aufgetragen werden sollen und 
meist aus gewöhnlichen Schmierölen (Rück 
ständen der Petroleumdestillation), bisweilen 
unter Zusatz geringer Mengen Leinöl, bestehen- 
Nachdem die Zusammensetzung dieser Mittel 
öffentlich bekannt gegeben worden ist, sind 
die anfangs unverhältpismäßig hohen Preise be 
trächtlich zurückgegangen. 
Futtermittel nennt man die zur Ernährung des 
Nutzviehes geeigneten und gebrauchten Stoffe, 
wie sie zum Teil von der Landwirtschaft selbst 
gewonnen, zum Teil als Abfälle gewisser In
	        
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