Haare
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Haifisch
H.
Haare (frz. Cheveux, engl. Hair) verschiede
ner Tierarten, wie Biber, Hasen, Kaninchen,
Roß, Ziegen usw. werden namentlich in Pinsel-
und Bürstenfabriken vielfach verwendet. .Roß
haare dienen auch zur Herstellung von Polster
material und Gespinstwaren.
Haarfärbemittel- Die früher benutzten H. ent
hielten neben organischen Verbindungen meist
Blei- und Kupfersalze. Seitdem aber durch das
Farbengesetz vom 5. VII, 1887 (s. Farben) die
Verwendung giftiger Metalle zur Herstellung
kosmetischer Präparate verboten ist, kommen
vorwiegend ammoniakalische Silberlösungen für
sich oder in Verbindung mit Pyrogallol zum
Verkehr. Diese Mittel sind nicht zu beanstan
den. Hingegen ist vor dem Gebrauch einiger
neuerer H., wie Phoenix, Teinture africaine,
Eau de Raffah, Kronen-Nußextrakt-Haarfarbe,
Nutin, ausdrücklich zu warnen, weil diese das
giftige Paraphenylendiamin enthalten und in
verschiedenen deutschen Bundesstaaten durch
Verordnungen, in der Schweiz durch Gesetz,
verboten sind.
Haargewebe (Haartuch, frz. Tissus de crin,
engl. Hair scating). Aus Haaren wqrden im Ge
misch mit anderen Fasern verschiedenartige
Stoffe für Decken, Teppiche, wasserdichte Män
tel usw. hergestellt. Die sog. Haardecken,
Haarziechen, aus den kürzeren Haaren von
Pferden und Rindern, dienen zur Herstellung
von Packtüch, einfachen Teppichen, Pferde-und
Schiffsdecken, Preßtüchern zum Ölschlagen und
Regenmänteln. Aus den langen Haaren der
Pferdeschweife werden die Roßhaarstoffe,
die besonders als Siebböden vielfache Anwen
dung finden, hergestellt. Die verschiedenen Num
mern der letzteren führen besondere Namen, wie
Pfefferböden, Safranböden, Pulver-, Müllerböden
und dienen zum Absieben von Mehl, Grieß, Gips,
Schießpulver, feinen Gewürzen, Drogen und
Vegetabilicn. Für andere Zwecke sind die Roß
haargewebe gewöhnlich gemischte Stoffe (Haar
tuch) mit baumwollener Kette und Einschuß
von Haaren und finden in Verbindung mit Stroh
oder Manilahanf als Einlage in Halsbinden, als
bauschende Unterfutter, zu Mützen, Beuteltuch
und Damenhüten Verwendung.
Haarstrangwurzel (lat. Radix peucedani, frz.
Racine de peucedane, engl. Peucedanum root),
die unangenehm riechende Wurzel von Peuce
danum officinale, wird in der Tierheilkunde
gegen Schafräude benutzt.
Haarwuchsmittel. Neben vielen unschädlichen,
Wennschon wertlosen Präparaten werden eine
Reihe bedenklicher Zubereitungen vertrieben,
welche Pilokarpin, Veratrin oder Kantharidin
enthalten und z. T. bösartige Hautentzün
dungen hervorgerufen haben. Besonders sind
solche nach dem Gebrauche von Craven-Bur-
Highs H. beobachtet worden.
Haematogcn, ein Nähr- und Kräftigungsmittel
a us defibriniertem Blut, das zur Verbesserung
des Geschmacks und zur Erhöhung der Halt
barkeit einen Zusatz von Glyzerin erhält.
Hafer (lat. Avena, frz. Avoine, engl. Oats),
eine der wichtigsten Getreidearten, gedeiht in
den nördlichen Gegenden Europas, Asiens und
Amerikas, besonders in Schottland, an den
Küsten der Nord- und Ostsee und auf höheren
Gebirgen Mitteleuropas und wird in zahlreichen
Arten angebaut. Die meisten derselben gehören
botanisch zu dem gemeinen oder Rispen
hafer, Avena sativa, oder, wie der Türki
sche, Kamm- oder Fahnenhafer zu A,
orientalis, während der kurze H. oder Sper
lingsschnabel, A. brevis, nur selten ange
baut wird und meist wild wächst. H. wird im
Norden nur als Sommerfrucht, in südlicheren
Gegenden auch als Winterfrucht gebaut und
geht bis zu einer nördlichen Breite von 67° und
in der Schweiz bis zu Höhen von 1700 m. Er
ist die anspruchsloseste Getreideart, liefert selbst
auf schlechtem Boden noch einen Ertrag und
hat eine Reifezeit von 110—150 Tagen. Als
mittlere Ernte rechnet man auf den Hektar 25
bis 32 hl Körner, im Gewicht von 3i : —50 kg für
1 hl, und 10—35 Ztr. Stroh. Der PI. unterschei
det sich von den übrigen Getreidearten durch
einen ziemlich hohen Fettgehalt, welcher bis zu
10 0/0 steigt, und enthält im Mittel etwa 12 0/0
Wasser, 10 0/0 Protein, 50/0 Fett, ioo/ 0 Rohfaser,
3 0/0 Salze und 60 o/ 0 Kohlenhydrate. Die Körner
bilden das Hauptfutter für Pferde, in zurück
tretendem Maße auch für Geflügel und Rind
vieh. Das Mehl wird, vielfach zur Herstellung
von Kindermehlen (Nestle, Kufeke), Hafer
kakao und ähnlichen Zubereitungen, seltener
zur Brotbereitung benutzt. — Die Hafergrütze
(Quaker oats, lat. Avena excorticata, frz.
Gruau d’avoine, engl. Oats groats), das Haupt
nahrungsmittel der Schotten, dient zur Her
stellung von Brei und Suppen in geröstetem Zu-,
stände, in England zur Bereitung eines kühlen
den Getränkes und zu medizinischen Zwecken.
Die deutsche Produktion betrug ihn Jahre 1912
rund 9 Millionen Tonnen, der Einfuhrüberschuß
602000 t.
Hagibutten (Hainbutten, lat. Fructus cynos-
bati, frz. Fruit du rosier sauvage, engl. Hips)
sind die reifen, roten, getrockneten Früchte der
Hundsrose, Rosa canina, die, von den zahl
reichen Samenkörnchen befreit, in der Küche
zu Tunken und Suppen sowie medizinisch ge
braucht werden. — Die Samen (lat. Semen
cynosbati, frz. Semences de fruit du rosier sau
vage, engl. Wild-dogrose-seeds) werden medi
zinisch als harntreibendes Mittel sowie als
Kaffee- und Tee-Ersatz benutzt.
Haifisch. Von den zahlreichen Arten des H.:
Hundshai (Scyllium canicula), Katzenhai
(Scyllium catulus), Blauhai (Carcharias
glaucus) u. a. wird hauptsächlich die rauhe
Haut (s. Fischhaut) als Poliermittel benutzt.
Die Rückenflossen (Haifischflossen) gelten
den Chinesen als Delikatesse und werden von
ihnen, ebenso wie das in Streifen geschnittene
und eingesalzene Fleisch, als Nahrungsmittel
verwertet. Der aus der Leber gewonnene Hai-